: Wer gut wohnt, zahlt drauf
■ Der erste Mietspiegel für den Ostteil der Stadt zeigt Spannweiten zwischen 3,55 und 15,06 Mark Miete pro Quadratmeter. Modernisierter Altbau übermäßig teuer
Der erste Mietspiegel für den Ostteil der Stadt, den Bausenator Jürgen Klemann (CDU) am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt hatte (die taz berichtete), zeigt, daß die Schere bei den Vermietungen von insgesamt 571.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern weit auseinanderklafft. In Wohnungen, die nach 1950 gebaut wurden, lebt es sich danach recht günstig. Mieter in durchschnittlich ausgestattenten Ostberliner Altbauten müssen ebensoviel Geld berappen wie ihre westlichen Nachbarn. Sind die Wohnungen dagegen modernisiert, zahlen die Mieter im Vergleich zu denen in Westberliner Bezirken rund 20 Prozent mehr Nettokaltmiete pro Quadratmeter für die Wohnfläche. Das Werk gibt Auskunft über die „ortsübliche Vergleichsmiete“ und dient als Kontrollinstrument bei Mietabschlüssen.
Insgesamt sind die Mieten im Ostteil der Stadt im Durchschnitt noch 84 Pfennig pro Quadratmeter billiger als in Westberlin – was hauptsächlich am Gros der Plattenbauten in Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen liegt. Bei Neubauten (ab 1950) kosten Ostwohnungen im Schnitt 6,75 Mark pro Quadratmeter. Am teuersten sind Wohnräume unter 40 Quadratmeter in „guten Wohnlagen“. Dort können bis zu 10,08 Mark verlangt werden.
Weniger kosten die Nachkriegswohnungen mit geringem Standard. Dort liegen die Quadratmeterpreise in „einfachen“ oder auch „mittleren“ Wohnlagen für Wohnungen mit 40, 60 und 90 Quadratmetern bei einer Spanne zwischen 4,42 Mark und 9,09 Mark pro Quadratmeter netto kalt.
In Altbauten lebt man im Osten häufig teurer als im Westen der Stadt. Wohnräume, die in Gebäuden vor 1918 erstellt wurden und mit Bad, Heizung, Toilette und mit anderen Modernisierungsmaßnahmen ausgestattet wurden, liegen in der Preisspanne bis zu 20 Prozent über vergleichbaren Wohnungen im Westteil. So zahlen Mieter für 40 bis 90 Quadratmeter und mehr große Wohnungen in „guten Wohnlagen“ in Prenzlauer Berg, Pankow oder Mitte als Spitzenmiete bereits 15,06 Mark.
In „mittleren Wohnlagen“ muß man zwischen knapp 5 und 12 Mark pro Quadratmeter berappen. Günstig sieht es auch nicht für kleine Buden aus: Eine Altbauwohnung unter 40 Quadratmeter mit hohem Standard kann selbst in „einfachen Wohnlagen“ stolze 13,48 Mark pro Quadratmeter als Spitzenpreis kosten. Wer Glück hat, kann dort allerdings auch ab 5,06 Mark zur Miete wohnen.
In Altbauten (bis 1918, aber auch bis 1949) mit „Substandard“ – ohne Sammelheizung, ohne Bad und mit Außen-WC – sind die Mieten für Wohnflächen in kleinen Wohnungen billig. Für eine Wohnung unter 40 Quadratmetern in „einfachen Wohnlagen“, etwa in Treptow nahe den Köpenicker Industriebetrieben oder in Lichtenberg, liegt die Spanne zwischen 3,55 und 5,30 Mark beziehungsweise 4,33 und 6,15 Mark pro Quadratmeter.
Die Mieten in östlichen Altbauten (1918 bis 1949 gebaut), die nicht kostspielig modernisiert wurden, erzielen ein Niveau wie im Westen. Für eine 60 bis 90 Quadratmeter große Wohnung in einer „mittleren Wohnlage“ zahlt man zwischen knapp 5 und 7,09 Mark pro Quadratmeter netto kalt. Rolf Lautenschläger
Siehe obenstehende Graphik
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