Deutsche Industrie baut mit am Jangtse-Staudamm

■ Siemens und Voith bauen Turbinen und Generatoren für den Drei-Schluchten- Staudamm. 1,8 Millionen Menschen sollen dem umstrittenen Damm weichen

Berlin (taz) – Die deutschen Konzerne Siemens und J.M. Voith werden Turbinen und Generatoren für den umstrittenen Drei- Schluchten-Staudamm in China liefern. Ein Konsortium aus Voith, Siemens und der kanadischen General Electric habe einen Auftrag für sechs Generatoren und sechs Turbinen erhalten, meldete gestern AFP. Bei den beiden Firmen hieß es, die Verhandlungen seien noch nicht endgültig abgeschlossen, man hoffe aber, am Wochenende fertig zu werden.

Der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse ist eines der umstrittensten Entwicklungsprojekte weltweit. Für den 185 Meter hohen, 1,6 Kilometer langen Staudamm sollen rund 1,8 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Wenn das Projekt im Jahr 2009 wie geplant fertiggestellt wird, wäre ein See von der doppelten Größe des Bodensees entstanden. Mit 26 Turbinen will China dann am Jangtse 18.200 Megawatt Strom erzeugen, soviel, wie 15 Atommeiler schaffen. Das 1993 begonnene Projekt wird vor allem von KP-Chef Li Peng gefördert. Umweltschützer und Menschenrechtsgruppen innerhalb und außerhalb Chinas kritisieren das Mammutvorhaben dagegen heftig. Die US-Regierung hat 1996 der staatlichen Exim- Bank wegen der Vertreibung von Anwohnern, ökologischer Folgeschäden und der Menschenrechtsverletzungen in China untersagt, Exportbürgschaften für Aufträge amerikanischer Firmen zu unterzeichnen. Die Regierungen Kanadas, Frankreichs, Großbritanniens und der Schweiz waren nicht so zurückhaltend. Neben Siemens und Voith liefern auch die britisch- französische GEC-Alsthom Turbinen und die Schweizer ABB Generatoren. Auch die Bundesregierung sicherte die Aufträge von Siemens und Voith mit einer großen Hermes-Kreditbürgschaft ab.

In welchem Umfang die Aufträge von Siemens und Voith zu Beschäftigung in der Bundesrepublik führen, war gestern noch unklar. Die Firmen verfügen auch über Auslandsfertigungen in Brasilien und im chinesischen Shanghai. Die Siemens-Fabrik bei São Paulo ist für den Konzern das Kompetenzzentrum im Bereich Wasserkraft. Von dort aus würde der Siemens-Anteil am Projekt zumindest gesteuert werden, so eine Siemens-Sprecherin. US-Reisebüros bieten derweil Touren zum Jangtse an. Motto: „Besuchen Sie die Region, bevor sie abgesoffen ist.“ H.-J. Tenhagen