piwik no script img

Tausende fliehen aus Kambodscha

■ Kämpfe um letzte von Ranariddhs Truppen gehaltene Stadt

Bangkok/Phnom Penh/Chong- Chom-Paß (rtr/dpa) – In der kambodschanischen Kleinstadt O'Smach sind gestern heftige Kämpfe ausgebrochen. Die im Nordosten des Landes gelegene Stadt ist der letzte von Anhängern des gestürzten Premiers Norodom Ranariddh gehaltene Ort. Ranariddhs Truppen verteidigten sich mit Granatfeuer gegen die angreifenden Truppen des Zweiten Ministerpräsidenten Hun Sen, verlautete aus thailändischen Militärkreisen. Nach Meinung von Beobachtern werden sich Ranariddhs Truppen nicht mehr lange halten können.

Seit Montag abend sind 30.000 Zivilisten aus dem Kampfgebiet ins benachbarte Thailand geflohen. Bangkok hatte die Grenze auf Ersuchen Pnom Penhs geöffnet, besteht aber darauf, daß die Flüchtlinge zurückkehren, sobald sich die Lage beruhigt. Die Flüchtlinge wurden zunächst in ein Notlager drei Kilometer nördlich der Grenze gebracht.

Hun Sens Einheiten standen nach eigenen Angaben bereits in O'Smach und wollten die Stadt noch gestern einnehmen. Hun Sen hatte Ranariddh am 6. Juli in einem gewaltsamen Putsch abgesetzt. Er beschuldigt ihn der Zusammenarbeit mit den Roten Khmer. Ranariddhs Truppen werden nach eigenen Angaben von Einheiten der Roten Khmer unterstützt.

Ranariddh erklärte, er sei nicht so verrückt, nach Kambodscha zurückzukehren. Die neue kambodschanische Regierung hatte am Montag für seine Sicherheit garantiert, falls er wieder ins Land komme. Allerdings müsse er sich einem Prozeß stellen, weil ihm eine Zusammenarbeit mit den Roten Khmer vorgeworfen werde.

Die jetzige Flucht aus Kambodscha ist der größte Exodus seit dem Rückzug vietnamesischer Truppen 1989. Fast 300.000 Kambodschaner waren 1979 nach dem Einmarsch vietnamesischer Truppen nach Thailand geflohen, von wo sie 1993 zurückkehrten. Bereits Anfang August flohen 3.300 Kambodschaner nach Thailand.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen