Kommentar
: Preis der Fleischheit

■ „Gesunde“Steaks und Rinderwürste sind eben doch teuer - wie früher

Nichts wird einem gegönnt. Jeder Leckerbissen wird jetzt vor dem Verzehr schief von der Seite angesehen. Rindfleisch? Entsetzt ließ ein Bürgerschaftsabgeordneter nach der letzten Marathonsitzung sein Häppchen fallen, als er von einem Parteifreund auf die mögliche BSE-Gefahr hingewiesen wurde.

Seit in der Hansestadt illegal importiertes Rindfleisch aufgetaucht ist, üben sich die einen in Panikmache, die anderen in Unbeschwertheit. Dabei ist eine neue Nachdenklichkeit über den Fleischkonsum angebracht: Zur Zeit gibt es keinen Kontrollmechanismus, mit dem BSE-verseuchtes Rindfleisch rechtzeitig vor dem privaten Kühlschrank abgefangen werden kann.

Die Folgen der preissenkenden Massenrinderzucht werden sich in einigen Jahren nicht nur in Ozonlöchern und gülleverseuchten Bächen zeigen: Menschliches Hirn verwandelt sich bei der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung langfristig in einen Schwamm.

Gesundheitsämter, Verbraucherzentralen und die Küchenchefs der Großkantinen müssen jetzt den Appetit der Heißhungrigen per Aufklärungskampagne auf unbedenklichere Speisen lenken, bis auf europäischer und nationaler Ebene sichergestellt werden kann, daß auch KundInnen mit geringem Einkommen keiner gesundheitlichen Gefährdung ausgesetzt werden, weil sie auf Fleischprodukte von dubiosen Großfabrikanten angewiesen sind.

Abstinenz ist angesagt. Keine Hamburger mehr und kein Carpaccio. Wer unbedenkliche Steaks essen will, muß auch den Preis dafür zahlen. Wie früher.. Lisa Schönemann