: Paddy Clarke Ha Ha Ha Von Ralf Sotscheck
Wegmanns haben sich einen Hund zugelegt. Ausgerechnet Wegmanns. Als Mitbegründer der taz- Wahrheit hatte Karl immer gerne köterfeindliche Artikel abgedruckt, und Regina regte sich täglich über die verblüffende Zahl von Hundehaufen in Neukölln auf. Nun leben sie in Münster und besitzen einen Jack Russell.
Er heißt, nach dem Roman von Roddy Doyle, Paddy Clarke Ha Ha Ha – und das paßt zu ihm. Sobald sich die Wohnungstür öffnet, stürzt sich der Hund auf den ahnungslosen Besucher, verbeißt sich im T-Shirt und hängt dort, bis man ihn wie eine reife Banane abpflückt. Seine Spezialität sind Schuhbänder. In Nullkommanix hat er sie unbemerkt aufgezogen und zerkaut, während der Schuhträger die Füße unter den Küchentisch gestreckt hat und Kaffee trinkt. Danach zerrt er den Schuh vom Fuß und macht sich mit kreisenden Beckenbewegungen über die Socken her. Um an getragene Socken zu gelangen, entwickelt das Tier eine erstaunliche Energie.
Auf einem Spaziergang zur Kneipe beschlossen Wegmanns, daß es an der Zeit sei, dem Hund Manieren beizubringen. An einer Kreuzung bat Regina das Tier, sich zu setzen. „Na also, klappt doch schon ganz gut“, rief sie, während sie am Bordstein kniete und das Hinterteil des Hundes mit beiden Händen fest auf den Boden preßte. Kaum hatte sie losgelassen, da sauste Paddy wie ein Pfeil über die Straße. Beim Kommando „Platz“ hängte er sich wieder an ihr T-Shirt.
Jetzt haben sich Wegmanns einen Katalog kommen lassen: „Schecker – mit dem Hund auf Du!“ Er enthält über 6.000 Artikel „rund um den Hund“, zum Beispiel „top-schicke Designer-Tücher für Vierbeiner“ oder ein „Abwehr-Pumpspray“ gegen geile Rüden. Eine Schrotflinte? Für Wegmanns ist das Kapitel „Dressurgeräte“ besonders interessant. Da gibt es die Hundeleine „Halti“, die den Kopf des Vierbeiners abrupt nach hinten wendet, wenn er zu stark zieht. Die Folge: „Automatischer Blickkontakt zum Führer“, so heißt es im Katalog.
Sogar eine Zwille wird angeboten, damit man dem Hund eins aufbrennen und sich „zur Verblüffung ihres Lieblings auch noch in 10–15 Meter den nötigen Respekt verschaffen“ kann. Das geht auch elektronisch: Mit dem Halsband „Teletakt“ und der dazugehörigen Fernbedienung kann man dem Vierbeiner auf 500 Meter einen Stromschlag verpassen. Damit das Gerät den Hund bei Regen nicht in einen Hot Dog verwandelt, verfügt es über eine automatische Feuchtigkeits-Abschaltung. Die Standardausführung kostet fast 2.000 Mark, für den Alukoffer zur Aufbewahrung muß man noch einen Hunderter drauflegen. Dazu gibt es ein Einweisungsseminar und eine Dressur-Hotline. Wenn der Hund eine Übung kapiert hat, muß er belohnt werden. Auch dafür ist bei Schecker gesorgt: Im Angebot sind „Büffelhaut-Kauröllchen“ und „Knabberpfötchen“. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der „leckere Knusper-Spaß“ als ausgewachsene Kuhhaxe. Das kann Paddy Clarke Ha Ha Ha nicht hinter dem Ofen vorlocken, er steht nun mal auf alte Socken. Die sind bei Schecker aber nicht zu haben. „Unsere regelmäßigen Besucher bringen Paddy immer ein paar getragene Socken mit“, mahnt Karl. Gibt's wahrscheinlich im Beate- Uhse-Shop für Hunde.
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