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105 Tote in drei Tagen

■ Bewaffnete massakrieren die Einwohner eines Dorfes in Algerien

Algier (AP/dpa) – 64 Einwohner eines Dorfes in den Bergen um Algier sind Opfer eines Massakers geworden. Wie die Presse am Sonnabend berichtete, hatte eine Gruppe Bewaffneter das Dorf Souhane (etwa 40 Kilometer südöstlich von Algier) in der Nacht zum Donnerstag umstellt und die Einwohner systematisch umgebracht. Außerdem sollen sie 17 junge Mädchen entführt haben. Lediglich zehn Einwohner konnten dem Massaker entkommen, von denen drei im Koma liegen.

Die Bürgerwehr von Souhane hatte die Angreifer lange vor dem Überfall bemerkt, aber Polizei und Militär wegen einer fehlenden Telefonverbindung nicht alarmieren können. Widerstand konnten sie selbst nicht leisten, da ihnen die zuständigen Stellen trotz mehrfacher Bitten die Ausgabe von Waffen verweigert hatten.

In der algerische Presse wurde die Staatsführung massiv angegriffen. Im Mittelpunkt der Kritik standen Präsident Liamine Zéroual und Premierminister Ahmed Ouyahia, die in den vergangenen Tagen mehrfach die Bedeutung des Terrorismus radikaler Islamisten heruntergespielt hatten. Während Ouyahia vor dem Parlament die Gewaltausbrüche als Ausdruck von „Rest-Terrorismus“ bezeichnet hatte, hatte Zéroual in einer am vergangenen Dienstag ausgestrahlten Rede an die Nation behauptet, „die letzte Stunde des Terrorismus hat geschlagen“. In den drei Tagen von Donnerstag bis Samstag wurden allein insgesamt mindestens 105 Menschen ermordet.

Zum ersten Mal seit einem Jahr wurde auch wieder ein Intellektueller das Opfer eines gezielten Mordanschlages. Der Regisseur Ali Talkhi wurde bereits am Donnerstag in einem Café in einem Vorort von Algier von drei Männern erschossen, wie seine Familie am Samstag mitteilte. Die Untergrundorganisation GIA habe sich zu dem Anschlag bekannt. Der Regisseur verfilmte gerade den Roman der feministischen Schriftstellerin Haffa Zinai, die in der Vergangenheit Morddrohungen erhalten hatte.

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