: Neue Partnerschaft zwischen Kongo und dem Kap
■ Kabilas erster offizieller Besuch in Südafrika brachte eine Annäherung nach diversen Streitereien. Bald könnten südafrikanische Investitionsgelder fließen
Berlin (taz) – Gibt es in den Träumen von Entwicklungspolitikern eine Länderkombination, die Afrika zum Wirtschaftsaufschwung verhelfen könnte, ist es die von Südafrika und der Demokratischen Republik Kongo, dem früheren Zaire. Die größte afrikanische Volkswirtschaft und das rohstoffreichste afrikanische Staatsgebiet, von den Lasten der Apartheid und des Mobutu-Regimes befreit, könnten zusammen viel bewirken.
In der Praxis gestalten sich die Beziehungen zwischen Südafrika und der neuen Regierung von Laurent-Désiré Kabila im Kongo schwierig. Südafrikanische Konzerne arbeiteten früher harmonisch mit Mobutu zusammen, und seit dessen Sturz haben hochrangige Generäle und Profiteure des Mobutu-Regimes in Südafrika Zuflucht für sich selbst und ihre beträchtlichen Reichtümer gefunden. Aus Südafrika kommen immer wieder hetzerische Aufrufe kongolesischer Exilanten zum bewaffneten Kampf gegen Kabila.
Jetzt führt der Besuch von Kabila in Südafrika vielleicht eine Entspannung herbei. Begleitet von seinen wichtigsten Ministern, entlockte Kabila dem südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela am Montag die Zusage, die Aktivitäten von Mobutu-Anhängern in Südafrika zu durchleuchten. Eine von Südafrikas Außenminister Alfred Nzo geleitete Untersuchungskommission soll Kabila darüber direkt Bericht erstatten.
Mindestens genauso wichtig ist dem Kongo Finanzhilfe. „Der Wiederaufbau von Straßen, Brücken und allem, was Mobutus Soldaten zerstört haben, hat oberste Priorität“, erklärte Kabila seinen Gastgebern. Auf 2,5 Milliarden Dollar hat die kongolesische Regierung den dringendsten Finanzbedarf zum Straßenbau beziffert. Schon im Juni hatte eine Delegation von Wirtschafts- und Verfassungsberatern aus Südafrika den Kongo besucht und eine Reihe von Empfehlungen gemacht, unter anderem über den Aufbau einer funktionierenden Zentralbank und einer demokratischen Verfassung. Südafrika unterstützt ferner den Antrag des Kongos auf Beitritt in die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC), über den beim nächsten SADC- Gipfel am 8. September in Malawi entschieden werden soll. Dieser Beitritt wäre ein symbolischer Ausdruck der Partnerschaft zwischen Kongo und Kap.
Nützen soll dies der südafrikanischen Exportwirtschaft. Südafrikanische Konzerne haben bereits kleinere Kongo-Aufträge ergattert, zum Beispiel für Düngemittel und den Druck neuer Geldscheine. In den profitträchtigen Bereichen Infrastruktur und Bergbau hat Kabila aber als kluger Taktiker den südafrikanischen Firmen das Leben eher schwergemacht, um ihre Begierde noch zu steigern. So hat der Diamantenkonzern De Beers das von Mobutu gewährte Monopol zur Vermarktung der Diamantenproduktion aus dem großen kongolesischen Fördergebiet um Mbuji-Mayi verloren; diese Diamanten werden nun meistbietend versteigert; die Juli-Produktion ging an einen belgischen Konzern. Es nützte nichts, daß De Beers nach Kabilas Sieg dreimal kongolesische Industriediamanten zu überhöhten Preisen kaufte – nach Angaben aus Kinshasa für 5 Millionen Dollar statt zum Marktwert von 3 Millionen – und damit Kabilas Kriegskasse alimentierte.
Schwierigkeiten hat auch die südafrikanische Eisenbahn „Spoornet“, die unter Mobutu zusammen mit einer belgischen Firma die einzige funktionierende Eisenbahn im Kongo unter dem Namen „Sizarail“ betrieb. Die Sizarail wurde von Kabila verstaatlicht, und seit dem Wochenende sitzt der belgische Sizarail-Direktor Patrick Claes im Keller des Justizministeriums von Kinshasa in Haft. Zugleich will der Kongo die Eisenbahn für 300 Millionen Dollar modernisieren und sie dafür wieder teilprivatisieren – möglicherweise an südafrikanische Investoren. Dominic Johnson
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen