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Ein Groschen für Marlene Dietrich

Porto wird wieder teurer. Verbraucherverbände sehen darin vor allem eine Belastung der Privatmenschen zugunsten der Großkunden  ■ Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Ab Montag kosten Briefe 10 Pfennig mehr. Die Deutsche Post AG entschädigt die Kundschaft dafür mit einer neuen 1,10 Mark Standardbriefmarke mit dem Antlitz von Marlene Dietrich. Doch damit nicht genug. Auch Postkarte, Kompakt- und Maxibriefe verlangen fetteres Porto. Nachnahme (künftig 3,50 Mark) und Einschreiben (künftig 4 Mark) werden je 50 Pfennig teurer. Als kleinen Trost erfand die Post ein Einschreiben für Arme, Einwurf- einschreiben genannt: Der Briefträger garantiert nur noch, das Schreiben auch wirklich in den Briefkasten geworfen zu haben. Das mag irgendwie selbstverständlich klingen. Immerhin ist diese Variante mit drei Mark Extra- porto 50 Pfennig billiger als das bisherige Einschreiben. Die Werbeflut in den Briefkästen wird dagegen kaum teurer. So wird die Standard-Infopostsendung künftig 47 statt 45 Pfennig kosten.

Insgesamt 800 Millionen Mark will die Post durch die Neuerungen zusätzlich einnehmen. Die Post spricht von einer „maßvollen Preiserhöhung“. Schließlich stiegen die Postpreise lediglich um 4,8 Prozent, während die Lebenshaltungskosten seit der letzten Portoerhöhung vor vier Jahren um 8,4 Prozent gewachsen seien. Doch das überzeugt die Verbraucherschützer nicht. Schon ohne Erhöhung lagen die deutschen Gebühren 40 Prozent höher als im Europavergleich, errechnete die EU- Kommission 1995. „Daran hat sich nichts geändert“, sagt Helga Kuhn von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV). Sie beklagt, daß trotz steigender Preise der Service durch die Schließung von Filialen schlechter werde. Mit der Portoerhöhung wolle die Post ein „Polster für die Marktöffnung“ ansammeln. „Am Ende sparen wieder die Großkunden, und die Privaten sind die Gelackmeierten.“ Auch der Verband der Postbenutzer moniert, daß der Briefpostbereich eine satte Umsatzrendite von neun Prozent einbringe und damit die Verluste in der Paketpost gedeckt würden. Die Post nutze ihr Monopol auf „mißbräuchliche Weise aus“. Doch die Post verweist darauf, daß der durchschnittliche Privatkunde nur mit 2,63 Mark im Jahr belastet werde. Allerdings werden auch die Firmen ihre Kosten auf die Kunden abwälzen – das könnte die Sache bis zu viermal teurer machen.

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