: Parken erschweren
■ Erfahrungen grüner Verkehrspolitik zwischen Berlin und München
Eines der wirksamsten Mittel alternativer Stadtverkehrspolitik ist es, das Parken für Nicht-Anwohner zu erschweren. Das wurde am Samstag abend auf einer verkehrspolitischen Diskussion der GAL deutlich. Grüne Politiker aus fünf deutschen Großstädten, die unter Beteiligung der Grünen regiert wurden oder werden, berichteten von ihren Versuchen, den öffentlichen Nahverkehr zu fördern.
Egal ob Berlin, Dresden, Frankfurt, München oder Mainz: Nachdem die Grünen mit in den Kommunalregierungen saßen, drängten sie darauf, den Umweltverbund (Bus-, Bahn-, Rad-, Fußverkehr) zu stärken. Die Maßnahmen reichten vom Lückenschluß im Münchener Radwegenetz über Busspuren und Taktverdichtungen in Berlin bis zur Einführung neuer Straßenbahnlinien in Frankfurt und Mainz. Trotz der Angebotsverbesserungen waren jedoch in keiner der fünf Städte deutliche Entlastungen vom Autoverkehr zu spüren.
„Angebotsverbesserungen im öffentlichen Verkehr alleine reichen nicht“, sagte Hans-Jörg von Berlepsch, grüner Verkehrsdezernent in Mainz. „Wir können den Anteil des öffentlichen Nahverkehrs nur noch steigern, wenn wir den Autoverkehr in der Innenstadt einschränken.“Zustimmung bei den Vertretern aus Berlin, Dresden, München und Wiesbaden.
Bestes Mittel dafür, nach Erfahrung der fünf Experten: die sogenannte Parkraumbewirtschaftung. „Nur wenn Autofahrer wissen, daß sie in der Innenstadt keinen Parkplatz finden werden, steigen sie auf Busse und Bahnen um“, erklärte Albrecht Hennemann, Stadtverordneter in München.
Am konsequentesten war bislang München. In der Innenstadt leben 15.000 Menschen, gleichzeitig gibt es dort 100.000 Arbeitsplätze. Die AnwohnerInnen hatten keine Chance mehr, einen Parkplatz zu ergattern. Jetzt gibt es dort Anwohnerparkplätze; für andere kosten Stellplätze fünf Mark die Stunde. Und: Bei Büroneubauten dürfen die Investoren nur ein Fünftel der sonst bundesweit vorgeschriebenen Parkplätze bauen. Den Unternehmen spart es Geld, den Menschen Autoverkehr in der Innenstadt. „Das könnten wir heute aber nie wieder durchsetzen“, schränkte der Münchner Joachim Lorenz ein. Und wieder stimmten alle zu. Achim Fischer
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