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Pure Manipulation

■ Schlachthof zeigt Plakate des US-amerikanischen Künstlers Frank Kozik

Manche KritikerInnen mögen über Kneipen-Ausstellungen die Nase rümpfen. Doch immerhin kommt die Kunst hierbei zu einem Publikum, das sich von selbst vielleicht nicht die Mühe machen würde, zur Kunst zu kommen...

Kaum etwas paßt auch besser in den profanen Raum einer Schankwirtschaft, als die sehr weltlichen Exponate des amerikanischen Plakatkünstlers Frank Kozik. Denn bei seinen Bildern handelt es sich schlicht um Gebrauchsgraphik: „Es sind Anzeigen. Pure Manipulation“, betont der 35jährige und findet es selber verwunderlich, mit „dem Verkauf vergifteter Hamburger“zu einem umjubelten Künstler avanciert zu sein.

Bekannt wurde Kozik durch seine Arbeiten für die Größen der Alternative-Rockszene. Von den „Melvins“über „Nirvana“, „Red Hot Chili Pepper“, „Beastie Boys“, bis hin zu „Green Day“– wer etwas auf sich hielt, ließ seine Produktionen vom „Gottvater des Rockposters“illustrieren.

Mit der Musik hat auch alles angefangen. 1980 war Frank Kozik als Soldat in Austin/Texas stationiert und fand daran Gefallen, sich mit lokalen Punkbands herumzutreiben. Seine musikalischen Versuche waren nach eigener Aussage aber nicht zu gebrauchen, also begann der Autodidakt, für Bands Flyer zu entwerfen, wobei er bald seinen eigenen Stil entwickelte.

Provozierend waren die von ihm gestalteten Plattencover und Tourplakate von vornherein: Aufgrund ihrer grellen Farben und Inhalte verlangen sie nach einem Sinn für Trash-Ästhetik und zynischem Humor. Die beliebtesten Figuren und Symbole der amerikanischen Alltagskultur mußten dafür herhalten, in Koziks bizarrer Bilderwelt reanimiert und persifliert zu werden.

Wo die lieben Disney-Tierchen oder die gediegene Familie Feuerstein, Karate-Kid, Pin-Ups oder heldische G.I.s ein Plakat bestiegen, wurden ihnen wenigstens subversive Accessoires mit auf den Weg gegeben. Keine Nonne ohne Joint, keine Schweinchen ohne Fleischermesser, kein Manga-Püppchen ohne Schnaps – die Gegensätze bei Kozik sind so plakativ wie die Graphik selbst. Als gebürtiger Spanier, der erst mit 14 Jahren in die Staaten kam, hat Kozik genügend Distanz zum „American Dream“, um sich problemlos darüber lustig machen zu können. Heute nimmt der Künstler für sich in Anspruch, dem Punkrock einen eigenen visuellen Stil, eine Art „corporate identity“verschafft zu haben.

Frank Kozik beweist sich zwischen Underground-Credibility und kommerziellem Erfolg als cleverer Geschäftsmann. Schräge Reklame-Konzepte für Großkonzerne wie „BASF“oder „Nike“läßt er sich akkurat bezahlen und fürchtet dabei nicht die kreative Vereinnahmung: „Ich liebe es, im Werbegeschäft zu sein. Es ist einfach der korrupteste Job, den es gibt. Und ich sehe meine Rolle darin, die Korruption zu korrumpieren. Es ist im Prinzip ein Witz, daß die mich für das bezahlen, was ich tue.“

Mit dem so verdienten Geld subventioniert Kozik die Garagendruckerei für Kleinkunden und Vinyl-Produktionen auf dem eigenen „Man's Ruin“-Label. Hier veröffentlicht der Liebhaber immer noch so ehrenwerte Bands wie z.B. die des „Hate“-Comiczeichners Peter Bagge. Helene Hecke

Bis zum 30. September hängen Koziks Drucke in der Schlachthofkneipe. Zur Ausstellungseröffnung heute abend um 20 Uhr wird eine von ihm moderierte VIVA-Sendung zu sehen sein.

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