piwik no script img

CDU-Fraktionschef in Brandenburg tritt zurück

■ Bonner Parteiführung will halbtotem Landesverband neues Leben einhauchen

Berlin (taz) – So kann's kommen, wenn ein Kinderarzt nebenbei große Politik machen möchte: Peter Wagner, nach Feierabend Partei- und Fraktionschef der Brandenburger CDU, muß einen seiner beiden Posten abgeben. Wagner wird seinen Rücktritt als Fraktionschef noch heute bekanntgeben, hieß es am Montag in der Brandenburger CDU. Im September wird mit Wagner der gesamte Fraktionsvorstand, der erst im März gewählt worden war, geschlossen zurücktreten, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Wagner will jedoch unbedingt Parteivorsitzender bleiben.

Der Schritt Peter Wagners sei in der engeren Führung der Brandenburger CDU abgesprochen, hieß es gestern nichtssagend. Richtig dürfte vielmehr sein, daß so einiges in Bonn abgesprochen wurde. Auf der letzten Sitzung des CDU-Präsidiums hielten es sogar ausgesprochene Nichtkenner des brandenburgischen CDU-Laienspieltheaters wie Volker Rühe für angebracht, Alarm zu schlagen. Rühe forderte Helmut Kohl auf, in Potsdam einzugreifen. Der Landesverband Brandenburg gewinne an Gewicht für die CDU, so Rühe, sobald die Bundesregierung in Berlin sei. Derzeit werde die Partei jedoch nur nebenberuflich geführt. Kohl teilte mit, er werde noch vor der Bundestagswahl eine Änderung herbeiführen.

Ob der jetzige Teilrückzug Wagners der halbtoten Brandenburger CDU neues Leben einhaucht und die internen Streitigkeiten beendet, darf jedoch bezweifelt werden. Zu groß sind die Probleme der Partei, die sich in den letzten Jahren darauf beschränkt hat, Material gegen Ministerpräsident Stolpe zu sammeln. Seit 1990 hat sie darüber vier Landeschefs verbraucht. Und Wagner, der fünfte in der Reihe, wird von den eigenen Leuten Konzeptionslosigkeit und Unfähigkeit bescheinigt. Umfragewerte für die CDU von 15 Prozent sind der verdiente Lohn. Auf den Kanzler wartet nicht nur in Bonn einige Arbeit. Jens König

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen