Pleiten und Pannen auf dem Schloßplatz

■ Seit Montag ist die Pyramide auf dem Schloßplatz samt dem „größten Gästebuch der Welt“ geschlossen. Die Betreiber haben den Betrieb eingestellt und hinterlassen zahlreiche Gläubiger. Mitarbeiter sauer

Kunst und Kultur für den Schloßplatz wünschte sich Parlamentspräsident Herwig Haase (CDU), als er im April die Pyramide samt „größtem Gästebuch der Welt“ eröffnete. Statt dessen gab es Pleiten, Pech und Pannen. Seit Montag hat die Pyramide ihre Pforten geschlossen. Der Betreiber hat den Betrieb eingestellt, die Gläubiger sitzen auf Forderungen in Höhe von 2,2 Millionen Mark, und das Bezirksamt Mitte betrachtet den Schloßplatz nur noch als Zwischenlager für die geschlossene Pyramide.

Zur Erinnerung: Zwölf Millionen Mark wollte der Betreiber, die Schloß-Palast GbR, am Schloßplatz investieren. Neben der vom Architekten Helmut Maier erbauten Pyramide und dem „größten Gästebuch der Welt“ sollte im Rahmen des „Schloß-Palast-Projekts“ auch noch ein Theaterzelt für siebenhundert Personen entstehen. Ursprünglich für das Frühjahr geplant, sollte dort nun im Herbst unter der künstlerischen Leitung von Volker Büttner das Stück „Berlin: Himmel & Hölle“ uraufgeführt werden.

Doch der Theaterdonner fand woanders statt. „Die offiziellen Ankündigungen erwiesen sich als simple Hochstapelei“, sagt der am Sonntag zurückgetretene künstlerische Leiter der Schloß-Palast GbR, Emil Neupauer. Zwischen vier bis zwölf Millionen Mark hätten die Gesellschafter der Betreibergesellschaft, darunter der Zürcher Gesellschaftergeschäftsführer Robert Zurbriggen, für das Projekt bereitstellen wollen. In Wirklichkeit hätten sie jedoch nur 360.000 Mark investiert. Mehr als sechzig Lieferanten, Handwerker und Angestellte warteten seitdem auf ihr Geld.

Unter ihnen ist auch die westfälische Firma Stahlbau Höcker, die die Pyramide zu Jahresbeginn gebaut hatte. Nachdem Höcker-Geschäftsführer Manfred Wemhönel am Wochenende erfahren hatte, daß sich die Betreiber GbR aufgelöst hat, schloß er die Pyramide. Wemhönel, dessen Firma die Pyramide an die Schloß-Palast GbR vermietet hatte, hat nach eigenen Angaben allein 500.000 Mark Mietschulden offen.

Zwar hatte das Schloß-Palast- Team bereits Mitte August bekanntgegeben, daß zahlreiche Rechnungen und Gehälter von den GbR-Geschäftsführern nicht oder nur unregelmäßig bezahlt worden seien. Doch die Investoren hatten den Gläubigern einmal mehr versprochen, daß die Finanzierung nun stehe. Nun, sagt Emil Neupauer, hätten sich die Schuldner ins Ausland abgesetzt.

Gleichwohl hoffen sowohl Neupauer als auch Wemhönel auf eine Fortsetzung des Projekts. Derzeit würden Gespräche mit interessierten Firmen und Personen geführt, sagte Wemhönel der taz. Bei einer Neukonzeption werde das „Gästebuch“ freilich keine Rolle mehr spielen. „Das Gästebuch ist international eingeführt“, kontert dagegen Neupauer. Andere Nutzungen, wie etwa eine Disco in der Pyramide, wären nicht im Sinne des ursprünglichen Konzepts. Neupauer hält deshalb auch am Bau des vorgesehenen Theaterzelts fest. Dieses wird, wenn überhaupt, allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen von der Firma Stahlbau Höcker gebaut werden. „Die Verträge über den Bau des Zeltes sind längst storniert“, sagt Höcker-Geschäftsführer Wemhönel. „Berlin: Himmel & Hölle“ findet am Schloßplatz längst statt. Uwe Rada