■ Was die Prinzessin von Wales uns Normalfrauen bedeutet
: Farewell, Diana!

Diana kann heute von den Medien beerdigt werden. Das TV-Archivmaterial ist gesendet, ihre schillernde Persönlichkeit öffentlich analysiert, die Nachrufe sind geschrieben. Aber ist tatsächlich alles klar? Mit welchem Frauentyp hatten wir es denn nun wirklich zu tun?

Für Alice Schwarzer ist der Fall eindeutig: Diana ist ein „Opfer“ der Männerwelt, nur folgerichtig, daß sie bei einem „Wettrennen der Machos“ ums Leben kam: „Im Auto saß Diana mit drei Männern, hinter ihr hetzten weitere sieben Männer. Das heißt, eigentlich hetzten sie sie alle. Die Paparazzi draußen wie der Playboy drinnen. Sie kannte keine andere Rolle.“ In ganz anderen Sphären wähnt ein Kommentator der FAZ die Prinzessin, die „alle Welt verzaubert hat“: „Am Firmament unseres Zeitalters leuchtet auch der Name von Diana.“

Ohne Heiligenverehrung nähert sich Elke Schmitter in der Zeit der Prinzessin, die gegen die Konventionen verstieß und – vorbildlich für Millionen Frauen – nach Selbstverwirklichung strebte: „Diana hatte den Mut, sich ihre Freiheit zu nehmen.“ Doch auch bei Schmitter ist die Rede vom „Opfer“, von einer „strauchelnden jungen Frau im Patriarchat“. Wie aber sehen Frauen Diana, die sich in Berlin, quer durch alle Schichten, ins Kondulenzbuch eintragen? Die meisten stammen aus Dianas Generation. Zum Beispiel die 34jährige Musikstudentin. Auch sie hatte mit Eßstörungen zu kämpfen. Das verbindet. Als Opfer sieht sie die durchtherapierte Diana deshalb nicht, im Gegenteil. Dianas Weg vom Landmädchen zur selbstbewußten Frau hat sie und die anderen trauernden Frauen tief beeindruckt. Auch erkennen sie Lady Dis Arbeit an, ihren Einsatz für Aidskranke, ihr Engagement gegen Landminen. Für sie war Diana keine Frau, die nur um ihr Ich, den Kleiderschrank oder Männer kreiste.

Wer also war Lady Di? Es ist zu einfach, einen tödlichen Verkehrsunfall solange feministisch-psychologisch durchzubuchstabieren, bis er zum unvermeidlichen Schicksal und sie zum unvermeidlichen Opfer wird. Lassen wir doch allen unvollkommenen Frauen, und damit auch Diana, ein Recht auf Zukunft. Schließlich hätte Lady Di auch als 80jährige „King Mom“ ihres erstgeborenen Sohnes William enden können. Zwar gut angezogen, aber immer ein bißchen unkonventionell. Barbara Debus