: Bhutan gibt den Niederlanden Entwicklungshilfe
■ Das arme Himalaja-Königreich Bhutan hilft den reichen Niederlanden, ihren Rohstoffverbrauch zu reduzieren und die traditionelle Artenvielfalt zu schützen
Berlin (taz) – Es war wie bei jedem anderen offiziellen Entwicklungsprojekt: Der ausländische Geldgeber flog ein, schüttelte Hände, übergab einen Scheck und flog wieder davon. Doch das Projekt, das am Mittwoch im niederländischen Middleburg begann, ist einzigartig. Denn der Geldgeber ist kein westlicher Industriestaat, sondern das arme und kleine Bhutan (Pro-Kopf-Einkommen 1.289 US-Dollar, Rang 155 von 175 Ländern im Index für menschliche Entwicklung). Und der Empfänger sind die reichen Niederlande (Pro-Kopf-Einkommen 19.238 Dollar, Indexrang 6).
Bhutans Landwirtschaftsminister Dasho Khandu Wangshuk überreichte dem höchsten Beamten der niederländischen Küstenprovinz Zeeland einen Scheck über 100.000 Dollar. Damit soll der Anbau krankheitsresistenter Weizensorten finanziert werden. „Ich bin sehr glücklich, den Niederlanden zu helfen“, sagte Dasho Khandu. Bhutans Hilfe ist Teil von 5 Millionen Dollar, die der Himalaja-Staat jedes Jahr von Den Haag erhält. Bhutan entschloß sich, mit einem Teil des Geldes Projekte in den Niederlanden zu fördern.
Das Projekt gehört zu einem Vertrag über nachhaltige Entwicklung, den beide Länder 1994 unterzeichneten. Den Haag hat ähnliche Verträge auch mit Costa Rica und Benin abgeschlossen. Beim Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 verpflichteten sich die Regierungen zu nachhaltiger Entwicklung. Die Niederlande schlossen die drei Abkommen, „um die Regeln der Nord-Süd-Zusammenarbeit zu ändern“, so die Stiftung Ecooperation, die auf holländischer Seite für die Projekte zuständig ist. Laut Ecooperation geht es nicht nur um „mehr Entwicklungshilfe für den Süden, sondern auch um einen niedrigeren Rohstoffverbrauch im Norden“.
Das von Bhutan ausgewählte Projekt zielt auf die Wiedereinführung traditioneller Weizensorten. Diese wurden von sogenannten Hochertragssorten verdrängt. Bei traditionellen Sorten ist die Ernte niedriger, dafür brauchen sie weniger Agrarchemie und passen besser zu den lokalen Bedingungen. „Wir haben dieses Projekt gewählt, um die Artenvielfalt zu erhalten“, sagt Minister Dasho Khandu. „Die niederländischen Bauern können von uns lernen, weil unsere Landwirtschaft nachhaltiger ist als die holländische.“ Bhutans Regierung achtet darauf, daß die niederländischen Bauern regelmäßig Projektberichte in Bhutans Hauptstadt Thiumpu schicken. Wie andere Entwicklungshilfegeber verspricht sich auch Bhutan Vorteile von dem Projekt. „Wir wollen die Probleme vermeiden, mit denen westliche Bauern konfrontiert sind.“ Hugh Williamson
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen