Intervention auf Anjouan gescheitert

■ Frankreich fordert Verhandlungen auf den Komoren

Paris/Mayotte (dpa/AFP) – Nach dem Scheitern der komorischen Militäroffensive auf der abtrünnigen Insel Anjouan setzt sich Frankreich für eine Verhandlungslösung in seiner ehemaligen Insel- Kolonie ein. Bei den Kämpfen auf der vor Afrikas Ostüste gelegenen Insel sollen nach gestrigen französischen Angaben mindestens 40 Soldaten und 16 Inselbewohner getötet worden sein. Ein Drittel des 300köpfigen Expeditionskorps sei gefangen, erklärte ein französischer Beamter auf Mayotte, der zu Frankreich gehörenden östlichsten Komoreninsel.

Neben Anjouan hatte sich von den Komoreninseln auch Mohéli für unabhängig erklärt. Beide wünschen den Wiederanschluß an die frühere Kolonialmacht Frankreich, was die Regierung in Paris aber mehrfach abgelehnt hat. Bei der Unabhängigkeit war von den Komoren nur Mayotte französisch geblieben.

Auf der Insel Anjouan, die sich Anfang August für unabhängig erklärt hatte, waren am Mittwoch Regierungssoldaten gelandet. Bei ihrem Vorrücken war es zu heftigen Kämpfen gekommen. OAU- Vermittler Pierre Yere hatte von einem „Blutbad“ gesprochen und ein Ende des „Massakers“ gefordert. Die französischen Behörden kündigten jetzt Nothilfe für Anjouan an.

Die Regierung der Komoren gestand am Samstag ihre Niederlage bei der Militärintervention ein. Das Innenministerium beschuldigte nicht näher genannte ausländische Kräfte, die Rebellen militärisch unterstützt zu haben. Es sei zu bedauern, daß die frühere Kolonialmacht Frankreich der Regierungsarmee nicht beigestanden habe. Der komorische Präsident Mohamed Taki Abdoulkarim hatte den Militäreinsatz trotz wiederholter Friedensappelle Frankreichs und der Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) angeordnet.

In der komorischen Hauptstadt Moroni kam es bei einer Protestkundgebung gegen Taki zu Zusammenstößen. Rund 500 zumeist junge Demonstranten forderten ungeachtet eines Kundgebungsverbots den Rücktritt von Präsident Taki, den sie als Hauptverantwortlichen der Krise betrachten. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Ein junger Mann wurde durch eine Gummikugel verletzt. Die Demonstranten errichteten Straßensperren aus umgestoßenen Fahrzeugen und brennenden Autoreifen.