Schanzenstraße erhalten

■ MigrantInnen protestieren gegen Schließung einer Flüchtlingsunterkunft

Gegen die geplante Schließung der Flüchtlingsunterkunft Schanzenstraße 2-4 protestieren heute ab 17 Uhr MigrantInnen und Mitglieder des Hamburger Flüchtlingsrates. Das Bezirksamt Mitte plant, den Ende Mai 1998 auslaufenden Mietvertrag mit der 42-Betten-Unterkunft nicht zu verlängern. Freiwerdende Betten werden schon heute nicht mehr belegt, außerdem werden Flüchtlinge in andere Einrichtungen mit freien Plätzen umquartiert.

Für Dorothea Zirkel vom Flüchtlingsrat gehört aber gerade die Schanzenstraße zu den wenigen „in den Stadtteil integrierten Unterkünften mit annehmbaren Wohnbedingungen“. Daß BewohnerInnen der Schanzenstraße in „menschenunwürdige Massenunterkünfte“wie das 1.000 Betten-Hotel Interrast an der Reeperbahn umgesiedelt werden, hat für sie das Ziel, „Flüchtlinge abzuschrecken und zu demütigen“.

Zudem wirft der Flüchtlingsrat MitarbeiterInnen des bezirklichen Sozialamtes vor, nicht-umzugswilligen MigrantInnen damit gedroht zu haben, sie „auf die Straße zu setzen“oder ihnen die Sozialhilfe zu streichen. Die Amtsbediensteten hingegen bestreiten entschieden, solche Drohungen jemals ausgestoßen zu haben.

Der Leiter der Unterbringungsstelle des Sozialamtes, Volkhardt Werner, nennt vor allem den Überschuß von „weit über 300“Flüchtlingsplätzen als Hauptgrund dafür, den Mietvertrag mit der „sehr teuren Unterkunft“in der Schanzenstraße nicht zu verlängern. Da andere Mietverträge längere Laufzeiten hätten, müßte sich das Sozialamt von der Schanzenstraße trennen. Zudem würde die Unterbringung dort „nicht in allen Punkten den Standards entsprechen“, die von den Behörden an Flüchtlingsunterkünfte angelegt würden.

Marco Carini