: Zwangsschwangerschaft um jeden Preis
■ „Christdemokraten für das Leben“ treiben jetzt auch in Hamburg ihr Unwesen
Für die Enteignung der Gebärmutter gibt es jetzt auch in Hamburg eine Adresse: Die „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) haben in der Hansestadt einen Landesverband gegründet. Ihr Ziel: Abtreibung unter allen Umständen zu kriminalisieren. Außer wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, soll nach dem Willen der „Lebensrechtler“ der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe gestellt werden. „Auch bei Vergewaltigung“, betont der Hamburger CDL-Vorsitzende Steffen Ehl.
Es könne nicht angehen, daß so viele Paare ungewollt kinderlos blieben, während es gleichzeitig Tausende von Abtreibungen gebe. Wie diese Kinder-Umverteilung vonstatten gehen soll, wußte der BWL-Student allerdings nicht zu sagen. „Man kann wohl niemanden zwingen, ein Kind auszutragen“, sinniert Ehl, „es wird dann mehr Abtreibungstourismus geben.“
Wichtig sei für die „Lebensrechtler“, daß man nach ihrem Rechtsempfinden Abtreibungen verbieten müsse. Egal, ob das Verbot dann auch befolgt wird, oder ob man die betroffenen Frauen in die Illegalität treibt. „Man kann schließlich auch niemanden zwingen, bei Grün über die Ampel zu fahren“, und trotzdem stehe die Mißachtung unter Strafe, brilliert CDL-Chef Ehl.
Aus der Tatsache, daß 75 Prozent der Frauen ihre „soziale Notlage“ als Motiv für einen Schwangerschaftsabbruch anführen – momentan der einzig legale Abtreibungsgrund, wenn eine medizinische oder kriminalistische Indikation nicht vorliegt –, schließt die CDL: „Die mangelnde Hilfe für schwangere Frauen ist der frauenverachtendste Skandal unserer Zeit!“
Deshalb möchten die Hamburger Zwangsschwangerschafts-Fanatiker auch gerne die Kirchen auf ihre Seite ziehen. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen und der katholische Erzbischof Ludwig Averkamp wissen allerdings noch nichts von ihrem Glück: Ein Nachsuchen der CDL liegt ihnen nicht vor. Auf Nachfrage gab Steffen Ehl auch zu, daß lediglich einige religiöse Gruppierungen wie die Freikirchen und Gruppen innerhalb der katholischen Kirche die CDL unterstützen.
Um auf die geplante Neufassung des Paragraph 218, der noch vor der Sommerpause des Bundestages verabschiedet werden soll, Einfluß zu nehmen, plant die Hamburger CDL eine Mahnwache, „in der wir der stummen Schreie Tausender Hamburger Kinder gedenken werden“. Silke Mertins
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