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Attraktivität steigern

■ Der Niedergang des Einkaufszentrums Große Bergstraße soll gestoppt werden

„Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Politiker nur dann etwas tun, wenn sie öffentlichen Druck spüren.“ Sylvia Redlich weiß, wovon sie spricht, schließlich hatte sie jahrelang mitangesehen, wie das Altonaer Einkaufszentrum in der Großen Bergstraße (EKZ) zusehends verödete.

Bereits 1987 beschloß der Stadtplanungsausschuß der Altonaer Bezirksversammlung, die „Attraktivität des EKZ zu steigern“. Blumige Worte, denen keine Taten folgten. Erst als Redlich im Januar eine Unterschriftensammlung initiierte, kam etwas Bewegung in die Sache. Ihr Ziel: Die Parteien sollten ihre Pläne bezüglich des EKZ offenlegen. Doch trotz insgesamt 700 Unterschriften reagierte bisher nur die SPD.

Am Montag abend luden die Sozialdemokraten die UnterzeichnerInnen zu einer Informationsveranstaltung in die Kirchengemeinde St. Petri ein. Dort wurden die Probleme offen angesprochen. „Das Areal um das EKZ herum muß grüner und sauberer werden, auch eine öffentliche Toilette ist dringend vonnöten“, formulierte Sylvia Redlich gegenüber der taz den Konsens der Diskussion. Gegenwärtig diene die Ladenpassage als Urinal, was viele potentielle Kunden abschrecken würde.

Überraschenderweise reagierten die anwesenden Politiker sehr schnell. Gestern kündigte der SPD-Bezirkspolitiker Horst Emmel der taz die Bereitstellung von 100 000 Mark an, um den angrenzenden Goetheplatz mit einer neuen „Brunnenanlage mit Bepflanzung“ zu versehen. Allerdings sei die Politik nicht für jeden Mißstand verantwortlich. „Wenn sich die Kaufleute beklagen, daß überall Bierdosen herumstehen, frage ich mich, wer die vorher verkauft hat.“ Daher müsse man auch eine „Privatisierung der Entmüllung“ diskutieren.

Sylvia Redlich zumindest hat die Hoffnung nicht aufgegeben, daß der Abwärtstrend noch aufzuhalten sein wird: „Schließlich können die Politiker nicht warten, bis auch der letzte Altonaer ins Elbe-Einkaufszentrum abgewandert ist.“ ruf

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