Urbankrankenhaus droht Geburtenstopp

■ Gesundheitssenatorin will Geburtshilfeabteilung schließen

Die Geburtsabteilung im Kreuzberger Krankenhaus am Urban ist von der Schließung bedroht. Das bestätigte gestern Heinrich Lahmann, Verwaltungsleiter des Krankenhauses. Die Abteilung gilt unter Hebammen wegen ihrer „Pionierarbeit in der familienorientierten Geburtshilfe“ als eine der besten Gebäradressen in Berlin. Sie ist zudem das einzige Geburtskrankenhaus im Bezirk mit jährlich etwa 1.800 Geburten bei einem Ausländeranteil von fast 60 Prozent.

Kreuzbergs Gesundheitsstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will die Abteilung erhalten. Sie plant, alle im Bezirk arbeitenden Institutionen „rund um die Geburt“ näher zusammenzubringen. Die von Immigrantinnen besonders akzeptierte Geburtsabteilung am Urban spiele bei ihrem Projekt eine entscheidende Rolle.

Konsens sei bisher, die Bettenzahl des Krankenhauses von gut 800 auf 600 zu reduzieren, erklärt Junge-Reyer. Nun plane aber die Senatsverwaltung offensichtlich, die Bettenzahl weiter runterzufahren. Am Montag sollten diese Pläne dem Krankenhausbeirat präsentiert werden, in dem neben Senat und Bezirk auch Krankenkassen und Ärztekammer vertreten sind. Hier sollte eine Vorentscheidung fallen, so Verwaltungschef Lahmann, der von 500 Betten spricht. Doch da die Schließungspläne vorzeitig bekannt wurden, hat Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) die Sitzung gestern kurzerhand abgesagt.

„Die Beiratsmitglieder sollen sich auf die Konzeption des Modellkrankenhauses beschränken“, begründet Hübners Sprecherin Gabriele Lukas die kurzfristige Absage. Öffentlichkeitsarbeit für noch „ungelegte Eier“ sei nicht Aufgabe des Beirats. Zudem stünden nahezu alle Abteilungen des Krankenhauses auf dem Prüfstand, versucht Lukas abzuwiegeln. Laut Verwaltungschef Lahmann hat jedoch die Gesundheitssenatorin vorgeschlagen, entweder die Geburtshilfe und die Gynäkologie oder die Urologie zu schließen. Krankenhausintern gebe es einige Stimmen pro Urologie, meint Lahmann und ergänzt dann schnell: „aber auch andere“. „Wegen unterschiedlicher Meinungen darf man die Gespräche nicht abbrechen“, kritisiert Stadträtin Junge-Reyer Hübners Rückzieher.

Auch das von freiberuflichen Hebammen betriebene Kreuzberger Geburtshaus sieht sich durch die mögliche Schließung in seiner Existenz gefährdet, da die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus unabdingbar sei. Für ihre vom und auf Anregung des Bezirks angemieteten und für 200.000 Mark sanierten, kliniknahen Räume wollen sie bei einer Schließung Schadensersatz verlangen. ga