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„Danke, Krista“

■ 1000 feiern Joschka Fischer, und Anna Bruns bekennt sich als Ja-Sagerin

Die grüne Türsteherin war sichtlich überfordert. „Jetzt ist Schluß, hier kann keiner mehr rein“, versperrte sie den Weg zur Halle K6 auf Kampnagel. Rund 1000 HamburgerInnen drängelten sich dort bereits, um Gast-Wahlkämpfer Joschka Fischer zu hören.

„Hoffentlich hat er sich nicht verlaufen“, bangte GAL-Fraktionschef Willfried Maier draußen. Denn der Neo-Jogger vom Main wollte am Nachmittag seine tägliche Trainungsrunde drehen. Endlich bog er um die Ecke. Blitzlichtgewitter und Applaus.

Doch bevor der Fischer loslegte, ergriff Anna Bruns das Wort. Die Nummer zwei auf der GAL-Kandidatenliste war für Spitzenkandidatin Krista Sager, die wegen ihres sterbenskranken Vaters abgesagt hatte, eingesprungen. „Ich bin nicht Krista, aber ich bin für Krista“, erstaunte Bruns das Publikum. Noch im April war sie gegen Sager als Spitzenkandidatin angetreten und hatte sich auch jüngst in den Medien (Zeit und Report) kritisch geäußert. Angesicht des „gewalttätigen Wahlkampfes“sei Sagers Einsatz eine „stattliche Leistung, und dafür sage ich: Danke, Krista“.

Joschka Fischer trat ans Rednerpult. „Meine Damen und Herren Untertanen und Untertaninnen von Henning Voscherau“, begann er in Anspielung auf des Bürgermeisters Forderung nach „mehr Obrigkeitsstaat“seine 90minütige beifallumrauschte Rede. Nicht nur seine Kritik an der SPD – „hier wird mit finsteren, deutschnationalen Parolen Wahlkampf gemacht“– wurde mit begeistertem Applaus versehen. Auch seine Forderungen nach Grenzen der Toleranz – „Skinheads kann man nicht mit therapeutischen Gesprächen erreichen“– kamen an.

Nach eineinhalb unterhaltsamen Stunden waren selbst Fischer-kritische GALierInnen wie die linke Parteisprecherin Antje Radcke von dem Bonner Spitzengrünen hingerissen. Der Joschka brachte grünen Glanz in den mausgrauen Hamburger Wahlkampf.

Silke Mertins

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