piwik no script img

„Uwe“bringt Seebeck-Werft Zeit

■ Neue Beschäftigungsgesellschaft für 650 Schiffbauer bis April

Die Mitarbeiter der Bremerhavener Schichau-Seebeckwerft (SSW) werden zusammengehalten, auch wenn sich neue Aufträge weiterhin verzögern sollten. 650 Schiffbauer sollen nach dem Auslaufen der Vulkan-Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus Ende September in eine neue Auffanglösung namens „Untere Weser-Entwicklungsgesellschaft für Personalbedarf GmbH“(UWE) wechseln.

Dort werden sie, wenn notwendig, bis zum April 1998 strukturelles Kurzarbeitergeld beziehen können, bestätigte SSW-Konkursverwalter Wolfgang van Betteray der taz. Die Mitarbeiter hätten für zwei Jahre nach dem Konkurs (der war am 1. Mai 1996) einen gesetzlichen Anspruch auf weiteres Kurzarbeitergeld vom Arbeitsamt.

Die Sozialversicherungsbeiträge und Leistungen wie Urlaubsgeld, die sich auf 1.500 Mark pro Person und Monat summieren, will van Betteray bezahlen. Man habe eine „erhebliche Summe“Geldes dafür reserviert, sagt der Anwalt. Denn SSW habe weniger Leute in die Mypegasus geschickt als zunächst geplant, weil die Schiffbauer neben den letzten Fährschiff-Neubauten noch mit allerlei kleineren Aufträgen beschäftigt gewesen seien.

Allerdings müssen die Bürgschaftsausschüsse der Bürgerschaft am Freitag entscheiden, daß van Betteray das gesparte Geld tatsächlich für „UWE“verwenden darf. Denn ursprünglich hatten sich Land und Konkursverwalter geeinigt, die Kosten für Mypegasus gemeinsam zu tragen. Van Betteray hatte einen Eigenbeitrag von drei Millionen Mark zugesagt, auf den das Land nun verzichten müßte.

Mit den drei Millionen könne van Betteray zunächst einmal eine beschäftigungslose Zeit von drei Monaten überbrücken. Bis dahin muß sich das Schicksal der Werft entschieden haben: Der Betriebsrat erwartet, daß im Oktober eine Entscheidung über den Auftrag der tunesischen Staatsreederei Cotunav über den Bau einer neuen Großfähre fällt. Auch mit einer weiteren Reederei sei man in Verhandlungen.

Um die möglichen Aufträge abzuarbeiten, stehen der SSW dann noch 650 von den Vorgesetzten und der Personalabteilung ausgesuchte Mitarbeiter zur Verfügung. Diese Belegschaftsstärke hatten die Unternehmensberater von Mc Kinsey als für wirtschaftlichen Schiffbau angemessen eingestuft. Als die letzte Fähre ausgeliefert wurde, waren noch 280 Menschen mehr bei SSW beschäftigt. Sie haben keine Chance, in „UWE“aufgefangen zu werden.

jof

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen