: Kontrolleure bremsen
■ Nur fünf statt sieben Digitalkanäle für Bertelkirch. Premiere ist „überrascht“
Die Medienkontrolleure wollen die Konzerne Kirch und Bertelsmann beim Digital-TV begrenzen. So soll das Konglomerat, das mit seinem „Premiere digital“ die künftige Programmplattform allein beherrschen will, statt der von Bertelkirch beanspruchten sieben Digitalkanäle höchstens fünf erhalten. Und auch das nur, nachdem die Konzerne detailliert dargelegt haben, was sie veranstalten wollen. Ein Kanal umfaßt sechs bis neun Programme.
Bei Premiere zeigte man sich gestern „überrascht“ und sprach von möglichen Kapazitätsproblemen. Die Medienkontrolleure könnten die Konzerne zusätzlich in Bedrängnis bringen: Sie verlangten von Bertelkirch und deren Partner Telekom, die Schnittstellen des Betriebssystems der d-box, welche die alleinige technische Plattform für das Digital-TV darstellen soll, „unverzüglich offenzulegen“. Das umfasse, wie Berlins Mediendirektor Hans Hege gestern der taz sagte, sowohl das Zugangskontrollsystem (die sogenannte CA), das u. a. zur Verwaltung der Kundendaten dient, wie auch die Softwareschnittstelle (die sogenannte api).
Letzteres hatte der ARD-Vorsitzende Udo Reiter am Mittwoch erneut verlangt. Anderenfalls fühlten sich die Öffentlich-Rechtlichen vom Digital-TV ausgeschlossen, da sie ihren Programmführer, „den Clou unseres Angebots“ (Reiter), nicht einsetzen können. Wie zu hören war, sind sich ARD und ZDF mit der Telekom bei ihren Verhandlungen am Mittwoch zwar entgegengekommen. Ein Termin für die Offenlegung der Schnittstelle steht aber weiterhin aus. Reiter zufolge muß es spätestens im Frühjahr soweit sein.
Die Medienkontrolleure verlangten von Bertelkirch und der Telekom, ihre Vereinbarungen „unverzüglich“ offenzulegen. Dabei geht es ihnen darum, daß im Kabel digitale Programmplattformen neben Bertelkirch möglich sind. Das bezweifeln die Medienanstalten. Hans Hege: „Sonst gibt's keine Kabelverbreitung.“ „Die saubere Lösung“, so Hege, sei, daß Bertelkirch „erst reinkommen, wenn sie eine Zulassung haben“. Und das „kann Monate dauern“. Die Konzerne haben ihre Pläne bislang weder bei den Medienanstalten noch bei den Kartellwächtern angemeldet. Lutz Meier
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