piwik no script img

Angriff auf Punkband

■ Rechtsextreme verletzten acht Musiker. Vorwurf: Versuchter Mord

Pritzwalk/Neuruppin (AFP) – Die Brandenburger Polizei hat gestern zehn Rechtsextreme festgenommen, die am Vortag zusammen mit weiteren Gesinnungsgenossen eine Punkband überfallen und acht Musiker teilweise schwer verletzt haben sollen. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher in Neuruppin mitteilte, wird nach fünf weiteren Tatverdächtigen bundesweit gefahndet.

Die Festgenommenen sollten wegen schweren Hausfriedensbruchs einem Haftrichter vorgeführt werden. Dem 35jährigen Haupttäter wird versuchter Mord zur Last gelegt. Eine 22jährige Frau wurde unter dem Vorwurf der Anstiftung festgenommen. Die offenbar eigens aus ganz Brandenburg angereisten Rechtsextremen waren am Donnerstag in das Kulturzentrum „Volkshaus“ in Pritzwalk eingedrungen und hatten die dort probenden Punkmusiker brutal zusammengeschlagen. Drei der Opfer wurden mit Baseballschlägern so schwer attackiert, daß sie mit Schädelverletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden mußten. Der 35jährige Hauptbeschuldigte soll dabei am brutalsten vorgegangen sein. Nach Zeugenaussagen hatte er mit seinem metallenen Baseballschläger rund 20mal auf den Kopf eines Musikers eingeschlagen und dabei gerufen, es sei ihm „egal, wenn der draufgeht“. Das Opfer liegt mit schwersten Kopfverletzungen auf der Intensivstation. Lebensgefahr bestehe jedoch nicht mehr.

Die Staatsanwaltschaft vermutet eine langfristig vorbereitete Straftat. Einige der Punkmusiker sollen als Angehörige der Hausbesetzerszene im benachbarten Perleberg bereits längere Zeit im Visier der Rechtsextremen gewesen sein. Die insgesamt 15 Tatverdächtigen im Alter zwischen 17 und 35 Jahren reisten den Ermittlungen zufolge aus Prignitz im Nordwesten von Brandenburg, aus Potsdam und dem benachbarten Landkreis Teltow-Fläming an. Die Mehrzahl der Beschuldigten soll den Behörden bereits einschlägig bekannt und vorbestraft sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen