Hauptsache, sie kämpfen „effizient und loyal“

■ Private US-Sicherheitsfirmen übernehmen immer mehr staatliche Aufgaben in Afrika und im Nahen Osten – von der Militärberatung bis zum Kampfeinsatz

Brüssel (taz) – Beim Versuch, den Sturz Mobutus im ehemaligen Zaire aufzuhalten, scheiterten sie zwar – aber dennoch sind ausländische Söldner in Afrika zunehmend gefragt. Immer mehr übernehmen sie als Angestellte privater Sicherheitsunternehmen Rollen, die eigentlich Militär oder Polizei obliegen.

Beim gegenwärtigen Bürgerkrieg in Kongo-Brazzaville, der seit Juni mehrere tausend Tote gefordert hat, wirft Oppositionsführer Denis Sassou-Nguesso dem Präsidenten Pascal Lissouba vor, Russen und Kroaten als Piloten der Kampfhubschrauber engagiert zu haben, die regelmäßig Siedlungsgebiete von Oppositionsanhängern in der Hauptstadt Brazzaville beschießen. Anderen Quellen zufolge bilden Kirgisen Lissoubas Regierungsarmee aus. In Angola hat die britische Firma „Defence Systems“ (DSL), die weltweit 4.000 Menschen beschäftigt und 1996 von der US-Firma „Armor Holdings“ gekauft wurde, den Schutz der Ölanlagen der staatlichen „Sonangol“ übernommen. Sie hat auch gerade einen ähnlichen Zuschlag für die Ölpipeline gewonnen, die derzeit von den Ölquellen des Tschad zum kamerunischen Atlantikterminal Kribi gebaut wird.

Da das Öl in Kongo-Brazzaville, Angola und im Tschad für die USA von großem Interesse ist, gibt es auch eine große US-Aufmerksamkeit für diese Vorgänge. So fand kürzlich in Washington ein Symposium über „Privatisierung der Sicherheit in Schwarzafrika“ statt, organisiert von militärischen Geheimdienst DIA im Pentagon. Neben Geheimdienstlern und Außenpolitikern aus der USA waren alle Größen der privaten Kriegsführung vertreten und glänzten durch ultraliberalen Diskurs. Zum Beispiel Eeben Barlow, Leiter der südafrikanischen „Executive Outcomes“, die wohl bekannteste private Sicherheitsfirma Afrikas, deren Aktivitäten sich von Angola bis Sierra Leone erstreckt haben.

Hört man Barlow zu, könnte man meinen, daß er den Friedens- und den Wirtschaftsnobelpreis gleichzeitig verdient. Die Bildung „privater internationaler Armeen“, sagte er, bringe Afrika Frieden und Stabilität. „Executive Outcomes“ sei eigentlich eine regierungsunabhängige Organisation, die in der Konfliktverhütung tätig sei und arbeitslosen südafrikanischen Exsoldaten ein soziales Auffangbecken biete.

Privatarmeen als Afrikas Friedensbringer?

Ebenfalls nach Washington kam der Brite Tim Spicer, dessen Firma „Sandline International“ zusammen mit „Executive Outcomes“ Anfang 1997 der Regierung von Papua-Neuguinea beim Kampf gegen Rebellen behilflich war. Und der US-General a.D. Ed Soyster, dessen „Military Professional Resources“ der Armee Kroatiens vor und während der Rückeroberung der serbisch besetzten Krajina im Sommer 1995 in ausbildender Funktion zur Seite stand. Heute verkauft die US-Firma ihr Wissen Angolas Polizei. Zum Symposium kamen auch potentielle Käufer der Ware Sicherheit, von Vertretern der Ölfirmen Texaco und Exxon bis zu Diplomaten aus Angola, Sierra Leone und Uganda sowie Hilfsorganisationen wie World Vision, Unicef und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.

Da die Beratungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfanden, muß man sich bei der Beurteilung dieser Versammlung auf die Abschlußrede von William Thon beschränken. Der Chef der Afrika-Abteilung des US-Militärgeheimdienstes DIA lobte die Effizienz des neuen Söldnertums. „Vor und während der Kolonialzeit und dann nach der Unabhängigkeit“, sagte Thon, „hatte Afrika eine lange Tradition des Zugriffs auf fremde Truppen, die gegen Bezahlung für eine kleine Machtelite die nationale Sicherheit gewährleisten sollten. Das hatte politische Konsequenzen.“ Heute steige die Nachfrage dafür wieder an. Die Gründe dafür seien vielfältig: Desinteresse des Auslands für afrikanische Entwicklungen; Widerwillen gegen staatliche Truppenentsendungen; Probleme der Finanzierung und Mandatsdefinierung von Eingreiftruppen.

US-Geheimdienstler loben das neue Söldnertum

Zwar ist Washington dabei, mit militärischen Ausbildungsprogrammen in Uganda, Malawi, Mali, Äthiopien und Senegal eine panafrikanische Krisenreaktionstruppe aufzustellen. Sie soll, wie im Herbst 1996 der damalige US-Außenminister Warren Christopher auf einer Afrika-Reise erklärte, 10.000 Mann umfassen und auf Anforderung von UNO oder OAU aktiv werden. Ein erstes ugandisches Bataillon aus 771 Soldaten beendete am 17. September seine zweimonatige Ausbildung durch US-Militärs zur Beteiligung an einer solchen Friedenstruppe.

Aber diese Politik steht nicht im Widerspruch zu den wachsenden Aktivitäten privater Unternehmen. Ein Firmenchef meint: „Auch die panafrikanische Truppe wird Beratung brauchen.“ Wie das geht, ist im Nahen Osten zu sehen, wo US-Firmen viele Aufgaben der Militärberatung wahrnehmen. Eines der führenden Unternehmen dabei ist Vinnell aus dem US-Bundesstaat Virginia, die das ägyptische Militär ausbildet und letztes Jahr einen Dreijahresvertrag zur Ausbildung der Nationalgarde von Saudi-Arabien bekam. Vinnell ist eine Tochtergesellschaft der BDM International Inc., die wiederum Teil der Carlyle-Unternehmensgruppe ist. Einer der größten Aktionäre von Carlyle ist der ehemalige Vizedirektor des CIA, Frank Carlucci; im Aufsichtsrat der Gruppe sitzt auch der ehemalige US-Außenminister James Baker. Eine andere solche Firma, „Dyncorp Leadership“, ebenfalls aus Virginia, schloß dieses Jahr einen Vertrag mit Katar zum Schutz der dortigen US-Militärinstallationen ab und einen zweiten Vertrag mit Kuweit zur technischen Hilfe für die kuwaitische Luftwaffe.

Laut William Thon gilt es nicht, den Trend der Privatisierung von Armeen umzukehren, sondern lieber dafür zu sorgen, daß die privaten Armeen „effizient und loyal“ arbeiten. Man darf daran erinnern, daß die USA im November 1996 in der UN-Vollversammlung gegen eine Resolution stimmten, die die Regierungen dazu aufforderte, strengere Richtlinien gegen den Einsatz ausländischer Söldner zu beschließen. François Misser