: Lustiges Intendantenroulette
■ Wirbel um die SFB-Leitung: Landowsky spricht Machtwort, Schättle fliegt raus, Bresser und Bethke in der Lostrommel
Erst genannt und schon verbrannt: eine der wichtigsten Regeln im Spiel um den Intendantenstuhl beim SFB. Wer einmal in Presse und Eckkneipen erwähnt wird, ist schnell draußen. So hatte Barbara Groth, Phoenix-Chefin mit Beziehungen, keine schlechten Karten, Günther von Lojewskis Nachfolgerin zu werden. Doch vergangene Woche fiel ihr Kurs schlagartig, und sie sah sich gezwungen, selbst zu erklären, das Amt sei mit ihren „persönlichen Plänen unvereinbar“. So dürfte es nun auch SFB-Fernsehchef Horst Schättle gegangen sein. Noch am Wochenende galt er als aussichtsreicher Kompromißkandidat von CDU und SPD. Er ist SPD-Mitglied, wird dem rechten Flügel zugerechnet. Chancen wurden ihm zudem eingeräumt, da die Strippenzieher in den Fraktionshinterzimmern von ihm keinen Einflußverlust beim SFB befürchten mußten. Ein Rundfunkratsmitglied sagte noch am Montag, er würde 50 Mark auf Schättle wetten.
Das Geld dürfte verloren sein. Gestern gab der Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus und Rundfunkratsmitglied Klaus Rüdiger Landowsky im Tagesspiegel bekannt, er sehe in der Hauptstadtregion keinen potentiellen Intendanten. Er sei für eine Außenlösung und am liebsten einen 50jährigen – beides Eigenschaften, bei denen der 57jährige Schättle passen muß. Inzwischen sind zwei neue Namen in der Lostrommel gelandet. Einmal der stellvertretende Leiter des NDR-Landesfunkhauses Kiel und frühere SFB- Redakteur Eckhart Bethke. Zum anderen ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser.
Doch fähige Leute für die Berliner Intendantenstelle zu finden dürfte seit Montag schwieriger geworden sein. Ohne Rücksicht auf einen künftigen Intendanten bestätigte der Rundfunkrat Jens Wendland als Hörfunkdirektor, obwohl noch vor der Sitzung im Gespräch war, die Wiederwahl zu verschieben. In den SFB-Redaktionsräumen „schlackerten nach der Wahl viele mit den Ohren“, wie es ein SFB-Journalist beschrieb, da Wendland wegen einer mißlungenen Programmreform bei B2 umstritten ist. Zudem wird ihm „nebulöses Rumtaktieren“ vorgeworfen. Doch im Rundfunkrat gab es nur drei Neinstimmen und zwei Enthaltungen. Sowohl Noch-Intendant Lojewski als auch Rundfunkratschefin Marianne Brinckmeier applaudierten. Der Intendantenjob soll laut Brinckmeier bis Mitte November besetzt sein, vielleicht schon früher. Georg Löwisch
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