Strandtänzer mit Bierplauzen

■ Mit Reprazent wendet sich Roni Size von der reinen Körperlehre des Drum'n'Bass zu Popformaten und sucht sein Publikum

Er sieht ziemlich gut aus. Mit seinen gut 165 Zentimetern Körpergröße, einem penibel rasierten Vollbart und den gepflegten Dreadlocks macht Roni Size etwas her. Und das weiß er auch. Als er nach seinem letzten DJ-Auftritt anläßlich des Westports frühmorgens durch den Flughafen Fuhlsbüttel stromerte, machte er die Wartezeit zu einer kleinen Modenshow. Gestikulierend und mit feinem Grinsen probierte der Drum'n' Bass- Produzent die Sonnenbrillen eines Souvenierladens aus. Die Wirkung blieb nicht aus. Die im Souvenierladen versammelte Kundschaft suchte Blickkontakt zu dem – darauf können sich gerade viele einigen – ersten wirklichen Star im Drum'n'Bass.

Doch gerade sein Aussehen wurde Roni Size in der Szene zum Verhängnis. Posierte er doch mit Kollege DJ Krust für das Mai-Cover der Musikzeitschrift Spex in Badehose am Strand von Miami. Mal davon abgesehen, daß beide eine standesgemäße Bierplauze mit sich führten, durchbrachen die niemals autorisierten Aufnahmen die bisher gültigen Images im Drum' n'Bass. Denn mit dem androgynen Glatzkopf Ed Rush und LTJ Bukems aufgeplusterten Helly-Hansen-Daunenjacken stehen doch eher körperfeindliche Images im Vordergrund. Auch der Pate der Drum'n'Bass-Szene, Goldie, wird mit seiner gespielten Aggressivität und den protzigen Goldzähnen seinem Pitbull-Terrier immer ähnlicher. Anders Roni Size.

Vermutlich wäre man in London gar nicht über ein paar Strandfotos in Rage geraten, wenn es sich um eines der vielen Projekte auf Full Cycle und Dope Dragon gehandelt hätte. Doch das zentrale Kollektiv von Roni Size und DJ Krust wurde ausgerechnet Reprazent getauft, soll also vom Anspruch her eine ganze Szene repräsentieren. Doch mit den beiden Badehosenheinis aus Bristol wollte man im urbanen London nichts zu schaffen haben.

Dabei setzten Reprazent nur visuell die Popwerdung von Drum' n'Bass um. Denn vieles auf ihrem Debut New Forms orientiert sich am Format Pop. Die einzelnen Stücke verlaufen sich nur selten in jene für Drum'n'Bass schon üblichen Überlängen. Vor allem aber legen die Stücke durch den Kontrabass von Si John eine organische Duftmarke, die ebenso wie Onalees traurige Stimme zur Wiedererkennbarkeit von Reprazent auch für Popkonsumenten beitragen. Nun darf man – Badehose hin oder her – bei ihrem ersten Auftritt als Band gespannt sein, welches Publikum sie denn in Hamburg zu repräsentieren vermögen.

Volker Marquardt Sa, 27. September, 21 Uhr, Markthalle