Monatlicher Reiseführer für Berlin-Frischlinge

■ Ende September erscheint erstmals der „Neu Berliner“, die Zeitschrift für Neu-Berliner. Doch nicht nur für Alteingesessene bieten die Eckkneipen-Tips und historischen Rückblicke wenig Neues

Die Presselandschaft Berlins ist für diejenigen, die sich in dieser Domäne ihre Brötchen verdienen, kein Zuckerschlecken. Die Auflagen der Tageszeitungen stagnieren oder gehen gar zurück, und die Wochenzeitung Wochenpost stellte Ende vergangenen Jahres gar ihre Produktion ein. Trotzdem glaubt die Kauffrau Jutta Mäder, in dem unwegsamen Terrain der Printmedien eine Marktnische gefunden zu haben: Ab 30. September erscheint zum erstenmal ihre Monatszeitschrift Neu Berliner.

„Meine Zielgruppe sind neu zugezogene Berliner und Touristen, denen ich die Stadt vorstellen möchte“, erklärt die Herausgeberin des Blattes. Schwerpunkt der Zeitung, die bundesweit für 2,50 Mark zu erstehen ist, sind kulturelle Veranstaltungen und die architektonische Beschaffenheit Berlins. Die Ressorts Politik, Wirtschaft und Soziales tauchen hingegen nur im Inhaltsverzeichnis auf. Diese Bereiche hält Mäder für nicht so wichtig: „Als Monatszeitschrift können wir eh nicht aktuell arbeiten.“ Mit der historischen Beschreibung von Gebäuden und der „typischen Berliner Eckkneipe“ sowie den vielen bunten Fotos erinnert die zwanzigseitige Zeitung daher eher an einen Reiseführer als an eine Monatszeitung. Doch selbst ein für Stadtunkundige wichtiger Adressenüberblick fehlt.

Mäder, die bis vor einem Jahr als Kauffrau in der Baubranche tätig war, beschäftigt heute in ihrem Verlag sechs freie Mitarbeiter. Ihr Ziel, die Zeitung mit einer Auflage von 50.000 vollständig über Anzeigen zu finanzieren, hat sie jedoch nicht erreicht. Nur 60 Prozent der Produktionskosten brachte ihr die Werbung ein, obwohl Mäder die Büroräume in ihre Wohnung verlegte und an jeder Ecke sparte. Die Herausgeberin blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: „Ich rechne mit einem guten Start, weil die Stadt für Neu-Berliner so unübersichtlich ist.“ Sabine Möhring