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Milliarden aus der Sauna

■ Sanierung des Ex-Chemiekombinats jetzt ein Fall für Staatsanwälte in West und Ost

Bitterfeld (dpa/rtr) – Bei der Sanierung des Werksgeländes des ehemaligen DDR-Chemiekombinats Bitterfeld, der späteren Chemie AG, soll es in großem Stile zu Preisabsprachen und Korruption gekommen sein. Im Zentrum des Verdachts auf die Manipulation bei Ausschreibungen steht die Bitterfelder Vermögensverwaltung Chemie GmbH (BVV), Rechtsnachfolgerin der Chemie AG und 100prozentige Tochter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), früher Treuhand.

Den Verdacht erhärten sollten in dieser Woche großangelegte Durchsuchungen in zehn Bundesländern. Ein Geschäftsmann aus den alten Bundesländern ist der mögliche Drahtzieher. „Wir sind dort auf den puren Luxus gestoßen“, berichtet der die Ermittlungen leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann aus Halle. In Bitterfeld soll ein „Saunakartell“ die Fäden in der Hand gehabt haben: In der Sauna wurden die eigentlichen Geschäfte gemacht und Preise abgesprochen. Wer nicht dazugehörte, bekam keine Aufträge oder wurde mit so schlechten Bedingungen abgeschreckt, daß er nicht mitbieten konnte.

Bis zu 17mal teurer als Mitbewerber gaben manchmal die Unternehmer Angebote in der Sauna ab – und erhielten trotzdem den Auftrag. Andere erhielten bis zu 200.000 Mark, wenn sie ihr Angebot wieder zurückzogen. Heilige Marktwirtschaft.

Da laut Bittmann rund drei Milliarden Mark öffentlicher Mittel für die Sanierung zur Verfügung standen, könnten bis zu einer Milliarde Mark in private Taschen geflossen sein. Die Ermittlungen gehen auf anonyme Anzeigen zurück. Außerdem war offenbar ein Bestechungsversuch bei einem externen Controller mißlungen.

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