: Die GAL will nicht ins Grüne
Wer übernimmt die Umweltbehörde? Porschke will, aber die GAL ist nicht scharf drauf. Eugen Wagner möchte SPD-Fraktionschef werden ■ Von Silke Mertins
Wie selbstverständlich ging man bisher davon aus, daß die GAL im Falle einer rotgrünen Koalition das Umweltressort beanspruchen würde. Ein Alexander Porschke, der als grüner Senator Solarmobile streichelt und höchstselbst Wasserproben aus der Elbe nimmt, tauchte vor dem geistigen Auge auf. Im HEW-Aufsichtsrat konnte man ihn beinah schon die Atomkraft geißeln hören. Doch die Übernahme der Behörde ist auch nach dem fluchtartigen Abgang von Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) keineswegs ausgemacht. Denn die GAL will nach taz-Informationen gar nicht unbedingt ins Grüne.
So spannend sei das Ressort gar nicht, heißt es aus Kreisen der Partei. Scharf wäre man nur dann auf das Vahrenholt-Erbe, wenn der Bereich Stadtentwicklung oder Verkehr mit Umwelt zusammengelegt würde. Auch Porschke selbst, der sich zum linken Flügel zählt, ist nicht unumstritten. Er gilt als „sehr pragmatisch“und allzu SPD-kompatibel. Eine spannungsreiche Auseinandersetzung lieferte er sich beispielsweise mit Fraktionskollegin Antje Möller zum Thema Müllverbrennung. Möller ist strikt dagegen, Porschke keineswegs.
Mehr Gestaltungsmöglichkeiten als bei der Umwelt verspricht sich die GAL im Bereich Jugend und Schule. Wenn Haushalts-Guru Willfried Maier doch nicht Finanzsenator werden darf, kann er sich auch vorstellen, den Bildungsbereich zu übernehmen. Zusätzlich spornt die Befürchtung, daß die Staatsrätin Gitta Trauernicht (SPD) das Ruder übernehmen könnte, die grünen Begehrlichkeiten an. Trauernicht ist deshalb als Nachfolgerin von Schulsenatorin Rosie Raab im Gespräch, weil die berüchtigte, rechtsgeflügelte „Wandsbek Connection“, zu der Henning Voscherau und Vahrenholt gehören, bei der Postenvergabe im Senat nicht leer ausgehen kann.
Unabwendbar scheint außerdem, daß der SPD-Fraktionssitz weiterhin einem Rechten anheim fällt. Schließlich sitzen die Linken auf dem Bürgermeisteramt (Ortwin Runde) und dem Parteivorsitz (Jörg Kuhbier). Als Fraktionschef ist der langjährige Bausenator aus dem Reich Hamburg-Mitte, Eugen Wagner, im Gespräch. Nicht nur der Unterhaltungswert wäre damit gewährleistet. Auch die Chance, den Verkehr aus den Klauen der Baubehörde zu befreien, wüchse.
Darauf würde die CDU als Regierungspartner allerdings keinen gesteigerten Wert legen; das Wirtschaftsressort hätte man gern, die Schul- und selbstredend die Innenbehörde, aber auch die Umwelt würde gern genommen. Einer der engsten Vertrauten von CDU-Spitzenkandidat Ole von Beust, Roland Salchow, würde sich darum reißen.
Allerdings scheint von Beust sich bereits mit Rotgrün abgefunden zu haben. Sowohl Mitregieren als auch Opponieren böte „interessante Perspektiven“, sagte er gestern. Zwar locke das Mitgestalten im Senat, doch als einzige Oppositionspartei einen „Kontrapunkt“zu setzen und sich am „klassischen Gegner“Rotgrün abzuarbeiten, sei auch „sehr reizvoll“.
Am Donnerstag will die SPD mit der CDU „Sondierungsgespräche“führen. Die GAL ist am Sonnabend dran. Anschließend, am kommenden Montag, entscheidet der SPD-Landesvorstand, mit welcher Partei weitergeschachert wird.
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