Das Portrait: Auf den Spuren von Barschel
■ Erhard Rex
„Licht ins Dunkel bringen“ will Erhard Rex in dem Verfahren, das wohl der härteste Brocken in seinem Job werden dürfte: der Fall Barschel gegen Unbekannt. Er will „das Verfahren neutral und unbeeinflußt weiterführen – gerade in Anbetracht der ganzen Legendenbildung“. Der 53jährige Braunschweiger Rex ist neuer Generalstaatsanwalt in Schleswig- Holstein und trägt damit die Verantwortung für eines der spektakulärsten und zugleich ödesten Verfahren der Republik. Zwei Jahre Nachforschungen der Lübecker Staatsanwaltschaft konnten die zentrale Frage in dem Fall bisher nicht klären – Mord oder Selbstmord?
Zehn Jahre ist es nun her, daß der tote Uwe Barschel in einer Badewanne des Genfer Hotels „Beau Rivage“ gefunden wurde, doch die Staatsanwaltschaft konnte bisher nur magerste Ergebnisse vorweisen. Trotzdem wird weiterermittelt. Kein Problem für Erhard Rex: Das sei doch „nur verständlich“. Schließlich handele es sich ja um den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes.
Erhard Rex, neuer Generalstaatsanwalt in Schleswig- Holstein Foto: dpa
Daß Rex' Aussagen so dürr daherkommen, hat seinen Grund: Immerhin ist sein sozialdemokratischer Vorgänger Heribert Ostendorf gegangen (worden), weil er die Ermittlungen einstellen wollte – im Gegensatz zu seinem Chef, Justizminister Gerd Walter (SPD).
An der „Legendenbildung“ wird derweil fleißig weitergestrickt: Angeblich soll in den nächsten Wochen Irans Ex-Staatspräsident Banisadr zur Rolle von Barschel bei verdeckten Waffengeschäften zwischen der Bundesrepublik und dem Iran vernommen werden.
Sollte an der Waffenschieberei à la Barschel etwas dran sein, könnten Rex seine bisherigen Erfahrungen im Bereich der organisierten Kriminalität und in der Wirtschaftskriminalität zugute kommen. Rex war zuletzt als Leitender Oberstaatsanwalt in Hannover überwiegend mit Korruptionsverfahren und Bandenkriminalität beschäftigt.
Der parteilose Jurist ist Geschäftsführer der Großen Strafrechtskommission des Deutschen Richterbundes und nimmt damit erheblichen Einfluß auf die Gesetzgebung – ein vielseitiger Jurist. Seine Haltung zur Drogenpolitik und Kriminalitätsbekämpfung läßt sich als eine Mischung aus Liberalität und Law and order beschreiben. Das – und seine Haltung im Fall Barschel – ist wohl der Grund, warum Walter ihn nach Schleswig geholt hat. Uta Andresen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen