: Kein Frieden in Kongo-Brazzaville
■ Trotz Kinshasas Truppeneinsatz gehen Kämpfe unvermindert weiter
Berlin (taz) – Die Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaire) wird zunehmend in den Bürgerkrieg in der benachbarten Republik Kongo und deren Hauptstadt Brazzaville hineingezogen. Gestern griff Augenzeugen zufolge das Militär in Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo unter Laurent Kabila, mit massiven Artilleriebeschüssen in die andauernden Kämpfe in Brazzaville ein. Vor wenigen Tagen hatte die Regierung in Kinshasa mehrere hundert Soldaten aus Kinshasa in Brazzaville im Herrschaftsgebiet des dortigen Präsidenten Pascal Lissouba stationiert, der gegen Oppositionschef Denis Sassou-Nguesso kämpft.
Der Regierung Kabila ist vor allem daran gelegen, mögliche Angriffe von geflohenen Soldaten des ehemaligen zairischen Diktators Mobutu aus Brazzaville abzuwehren. Diese Soldaten vermutet man auf seiten von Sassou-Nguesso. Nach Regierungsangaben befinden sich ferner um die 1.000 ehemalige Mobutu-Soldaten und ruandische Milizionäre in der Provinz Equateur im Nordwesten von Kongo/Ex-Zaire, die an die von Sassou-Nguesso gehaltene Nordhälfte der Republik Kongo angrenzt.
Unterdessen mehren sich die Berichte über dramatische Versorgungsnöte in Kongo-Brazzaville aufgrund der viermonatigen Kämpfe, die etwa ein Drittel der zwei Millionen Einwohner des Landes in die Flucht getrieben haben. Nur der Süden des Landes, von Präsident Lissouba kontrolliert, wird noch von außen versorgt – über eine Luftbrücke aus Angola in die Hafenstadt Pointe-Noire, die von mehreren hunderttausend mittellosen Flüchtlingen aus Brazzaville überlaufen ist. Das UN- Welternährungsprogramm WFP hat zwar mit der Verteilung von Hilfsgütern begonnen, versorgt derzeit aber lediglich 14.000 Menschen.
Brazzaville selbst ist aufgrund der Kämpfe für Hilfsorganisationen unzugänglich. Und die zumeist von Regenwald bedeckte und dünn besiedelte Nordhälfte des Landes, die Oppositionsführer Sassou-Nguesso beherrscht, ist von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Während in Friedenszeiten diese Region aus Brazzaville per Schiff den Kongo-Fluß hinauf mit Lebensmitteln, Saatgut, Benzin und Medikamenten versorgt wird, ist dieser Handelsweg aufgrund des Krieges nun verschlossen. D.J.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen