: Nicht ohne Finanzhilfe aus Bonn
■ Hochschulumzug wird geprüft, beschließt die Bürgerschaft
Zwei Stunden nahm sich die Bürgerschaft gestern Zeit, um über den Umzug der Hochschule von der Neustadt nach Bremen-Nord zu debattieren. Am Ende stand ein Bekenntnis der großen Koalition zum Hochschulstandort Grohn. Mit den Stimmen von SPD und CDU beschloß die Bürgerschaft, daß nun die Machbarkeit eines „Science Parks“in Bremen-Nord geprüft werden soll. Die AfB enthielt sich der Stimme, die Bündnisgrünen stimmten gegen den Antrag.
Geprüft werden sollen die Kosten und der mögliche Nutzen eines Umzugs der HS nach dem Konzept eines „Science Parks“. Die Standortvariante „Science Park“beinhaltet den Umzug der Hochschule aus der Neustadt und die gleichzeitige Ansiedelung von Indusrie in der Roland-Kaserne in Grohn. Ein Gutachten der Berliner Prognos schätzte die Kosten einer Umsiedelung auf 452 Millionen Mark, bis zu 3.000 Arbeitsplätze könnten geschaffen werden. Die Variante „Technopolis“, die eine reine Ansiedlung eines Gewerbe- und Dienstleistungsantrags vorsieht, soll nicht geprüft werden.
Der Grünen-Abgeordnete Hermann Kuhn kritisierte in der Aussprache der Bürgerschaft, daß SPD und CDU offensichtlich unterschiedliche Ziele mit dem Beschluß verfolgten. Während die CDU den Beschluß bereits als Bekenntnis zum neuen Hochschulstandort interpretiere, sei für die SPD der Beschluß nur ein Prüfungsauftrag. Außerdem gehen die Grünen von Kosten bis zu 600 Millionen Mark aus – 150 Millionen mehr, als bisher angenommen.
Die SPD schickte gleich zwei RednerInnen ins Rennen, denn bei den Sozialdemokraten ist der Umzug umstritten. Vor allem Abgeordnete aus Bremen-Nord machen sich für einen Umzug stark, hoffen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region. SPD-Abgeordnete Gerlinde Berk macht allerdings klar: Daß die Hochschule sich auch in der Neustadt entwickeln könnte, „das wissen wir“.
Wissenschaftssenatorin Kahrs (SPD) machte den Umzug von der Zustimmung des Wissenschaftsrates abhängig - sonst würde der Bund ohnehin kein Geld zuschießen. Doch diese Zustimmung kann frühestens im nächsten Jahr fallen, vorher tagt der Rat nicht mehr. Außerdem dürfe der Umzug auf keinen Fall die Ausbaupläne der Universität Bremen behindern oder verzögern, legt sich die Senatorin fest. Daß man den Umzug der Hochschule ohne Einsparungen für die Universität schaffen kann, bezweifeln Insider allerdings.
Christoph Dowe
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