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Billige Mittel gegen Bildung

■ Was von den Berliner Universitäten übrigbleibt, ist überhaupt nicht absehbar

Die Anzahl der Studienplätze wird von 100.000 auf 85.000 reduziert! Die Höhe der Zuschüsse des Senats an die drei Hochschulen wird 2001 um 133,2 Millionen Mark unter dem Satz von 1993 liegen! Die Universitäten müssen 158 Millionen einsparen! Das sind die wesentlichsten Punkte, die der Berliner Senat in seinem neuen Hochschulstrukturplan den Universitäten vorlegt.

Der Plan mit dem einprägsamen Namen „Hochschulstandort Berlin – Eckdaten und Rahmenvorgaben für die Entwicklung und Struktur zu Beginn des nächsten Jahrhunderts“, der im Oktober dem Abgeordnetenhaus vorgelegt wird, beinhaltet eine Neustrukturierung nach hauptsächlich finanziellen Gesichtspunkten. Schon die Vorbemerkung macht deutlich, worum es geht: die schwierige Lage, heißt es, „... zwinge zu einer Neuorientierung und -festlegung der noch im Hochschulstrukturplan 1993 formulierten Zielvorstellungen“.

Dabei scheint sogar die Vorgabe, die Studienplätze auf 85.000 zu reduzieren, unrealistisch: Sowohl an der Freien als auch an der Humboldt-Universität geht man davon aus, daß nicht einmal diese Studienplatzstärke zu halten sein wird. Dort rechnet man eher damit, daß nur 75.000 Plätze übrigbleiben.

Um einerseits den Universitätsbetrieb aufrechtzuerhalten und andererseits die Sparvorgaben einhalten zu können, schlägt der Senat den Hochschulen eine Reihe von Maßnahmen vor: So sollen die Universitäten ihre Einnahmemöglichkeiten selbst verbessern – zum Beispiel durch die Einführung von Benutzungs-, Verwaltungs- und Prüfungsgebühren. Auch wird der Verkauf von Grundstücken empfohlen, von deren Erlös die Hochschulen immerhin die Hälfte behalten dürften.

Ferner, so wünscht es sich der Senat, sollen die Universitäten verstärkt Studiengänge an Fachhochschulen auslagern. Als Beispiel wird vor allem die Lehrerausbildung genannt. Und: Die verschiedenen Hochschulen und Universitäten sollen ihr Fächerangebot besser koordinieren, sprich, ein und dasselbe Fach soll künftig nicht mehr in Dahlem, Mitte und Charlottenburg studiert werden können.

Innerhalb der Eckdaten, die der Senat unter dem Motto „so billig wie möglich“ vorgibt, bleibt den Universitäten kaum noch Spielraum, notwendige und durchgreifende Reformen durchzuführen. Sie dürfen lediglich bis zum Sommersemester 98 Strukturpläne entwerfen, die einer „auswärtigen Gutachterkommission“, deren Mitglieder vom Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur berufen werden, vorzulegen sind. Danach wird die Strukturplanung jeder einzelnen Universität sowie das Votum der Gutachterkommission der „Landeskommission für die Struktur der Universitäten“ zur Entscheidung eingereicht. In der Stellungnahme der Humboldt-Universität heißt es dazu: „Die Drohung mit der Landeskommission untergräbt die gegenwärtigen Aktivitäten in den Hochschulen.“ Wenn nun trotz aller Reformen die Studienplatzzahl nicht zu halten ist oder die Sparmaßnahmen nicht erbracht werden, sieht der Senat bereits folgende Möglichkeiten vor: die Einführung von Studiengebühren oder eine weitere Senkung der Studienplätze. Doch beide Optionen laufen dem Berliner Hochschulgesetz zuwider. Eric Hold

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