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Fenchel statt Bagger

■ Hält Wasserpflanze Elbvertiefung auf? Rechnungshof rügt vierte Elbtunnel-Röhre

Neuer Widerstand gegen zwei Hamburger Großprojekte. Der Bundesrechnungshof bezeichnet die vierte Elbtunnelröhre in seinem aktuellen Bericht als „für den Fernverkehr weitgehend nutzlos“. Zudem hätten durch geänderte Baupläne mindestens 100 Millionen Mark eingespart werden können. Die Genehmigungsfähigkeit der Elbvertiefung bezweifelt dagegen der Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein (LNV).

„Schwere Mängel“hat der Naturschutzverband in den Plänen für die Elbvertiefung entdeckt. Der LNV sieht Oenanthe conioides in Gefahr, den Schierlings-Wasserfenchel. Rund 300 Exemplare gibt es noch weltweit – alle an der Elbe. Nach einer EU-Richtlinie müssen idie Bestände streng geschützt werden. Herbert Brüning vom LNV sieht gute Chancen, das Projekt zu stoppen: „Die Erfahrung aus vergleichbaren Urteilen des Europäischen Gerichtshofes zeigt, daß das Gericht diesen Schutz nicht nur auf dem Papier sehen möchte.“

Weitere Kritikpunkte der Naturschützer: Als Ausgleich für die Naturzerstörung seien Maßnahmen aufgeführt, zu denen der Staat ohnehin verpflichtet wäre. Und der Bedarf für das Großprojekt sei „nicht schlüssig belegt worden“.

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde faxte prompt zurück: Eine Umweltstudie habe „im Hinblick auf den Schierlings-Wasserfenchel eindeutig ergeben, daß das Vorkommen dieser seltenen Pflanze im Bereich der Tideelbe nicht in seiner Existenz gefährdet ist“.

Die vierte Elbtunnelröhre ist nach Ansicht des Bundesrechnungshofes zu teuer. „Ein Verzicht auf den Standstreifen hätte Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe bewirkt.“Auch in den bisherigen Röhren gebe es keine Standstreifen. Der Tunnelausbau „wird für den Fernverkehr in absehbarer Zeit kaum Vorteile bringen“, heißt es weiter, „da die nördlich an den Tunnel anschließenden hoch belasteten Autobahnabschnitte erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt ausgebaut werden. Die Röhre wird bis dahin in erster Linie für den innerstädtischen Verkehr von Hamburg von Nutzen sein.“Beides behauptet die GAL seit Jahren.

Achim Fischer

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