Displaced books

■ Über Rückgabe enteigneter Bücher wird gestritten / Heute Streitgespräch in Bremen

Die Container mit dem Hab und Gut der jüdischen Emigranten lagen noch in Bremerhaven, da hatten die Schiffe mit den Flüchtlingen das nationalsozialistische Deutschland längst hinter sich gelassen. In den Containern lagerten auch jede Menge Bücher, die dann von den Nazis beschlagnahmt und von Bibliotheken aufgekauft wurden. Vom Trivialroman bis zur teuren Erstausgabe war alles dabei.

Die Bremische Staatsbibliothek ersteigerte 1942 1.500 dieser Bücher. Seit Anfang der 90er Jahre kümmert sich die Staats- und Universitätsbibliothek als Rechtsnachfolger der Staatsbibliothek um die Rückgabe der Bücher an ihre emigrierten Eigentümer. Doch was die Bremer Unibibliothek versucht, ist in Deutschland bislang einmalig. „Aber die Vermutung liegt nahe, daß in vielen großen Bibliotheken Deutschlands solche Bücher stehen“, sagt Jürgen Babendreier von der Bremer Unibibliothek.

Ratlosigkeit herrscht derweil, was mit den Büchern geschehen soll, die nicht zurückgegeben werden können: Ikonisieren, abgesondert archivieren oder einfach weiter benutzen?

Babendreier wird heute, 11. Oktober, zwischen 16 und 19 Uhr eine Diskussionsveranstaltung in der Bibliothek moderieren, die weitere Forschungen ankurbeln soll. Unter dem Titel „Bücherrückgabe aus zweierlei Sicht“soll sowohl über ehemaligen jüdischen Besitz als auch über Bücher als Kriegsbeute geredet werden. Die Veranstaltung ist Teil des bundesweiten Treffens des Arbeitskreises kritischer BibliothekarInnen (Akribi). cd