: Lasche Metadon-Vergabe im Knast
■ Knacki starb / Verfahren gegen Anstaltsarzt eingestellt
Unter mysteriösen Umständen starb Carsten W. im November 1992 in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen. Obwohl er nicht am Methadon-Programm der Anstalt teilnahm, fanden Gerichtsmediziner die Ersatzdroge in seinem Körper. Er wurde offenbar das Opfer einer zu laschen Methadon-Vergabe im Knast. Das Strafverfahren gegen den Anstaltsarzt Klaus-Jürgen Fritsch ist jetzt gegen Zahlung einer Geldbuße von 2.000 Mark eingestellt worden. Fritsch hatte es zeitweise dem Pförtner überlassen, Methadon an die Häftlinge auszugeben. Außerdem waren die Sicherheitsvorkehrungen – laut Kripo – im Lazarett so mangelhaft, daß Häftlinge die Ersatzdroge mühelos klauen konnten. Darüber hinaus lieferte die Apotheke jahrelang zehn Prozent mehr Methadon in den Knast als gebraucht wurde. Diese Übermengen fielen ebenfalls – wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen – in die Hände von Häftlingen, so daß sich im Knast ein illegaler Handel mit Methadon entwickelte. Die Kripo erhielt den Hinweis, daß zwei Häftlinge W. das Polamidon eingeflößt hatten. Sie konnten die Männer nicht ermitteln: Trotz Anfrage erhielten sie keine genaue Liste der Insassen der Vollzugsgruppe. W. war zu 2 1/2 Jahren wegen räuberischer Erpressung verurteilt worden.
Großer Bericht S. 33 taz
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen