: Buddha-Protopunk
■ John Giorno, der vorletzte lebende Beatnik, liest morgen abend in der Lounge
Mit John Giorno, der nach Burroughs' und Ginsbergs Ableben einer der letzten Überlebenden des US-Undergrounds der fünfziger und sechziger Jahre ist, steht morgen in der Lounge ein wahrer Tausendsassa auf der Bühne: Dichter, Performer, quasibuddhistischer Protopunk, Schauspieler in Andy Warhols Film Sleep, Erfinder des Literaturtelefons, Labelmacher und dazu noch Gay- und Aids-Aktivist.
Es war Ginsbergs Gedicht Howl, das Giorno Ende der fünfziger Jahre zu seinen ersten Gedichten inspirierte. Danach war es vor allem die Cut Up-Technik von Bryon Gysin, die sein Werk prägte. Außer bei literarischen Vorbildern bediente sich Giorno aber auch reichlich aus dem Fundus der Populärkultur und ließ sich von Pornos, Werbung, Comics und Massenkommunikation sowie von Andy Warhols Werk beeinflussen. Book of the Dead (1965), seine erste Veröffentlichung, spiegelt diese Auseinandersetzung mit der Pop Art wider.
Von Anfang an verstand Giorno sich als Performer, der seine Texte live, von seiner Band begleitet, vortrug und so einer der ersten war, der Poetry einem Musikpublikum näher brachte.
Sein zuletzt erschienenes Buch You Got To Burn To Shine ist mit einem Vorwort von William S. Burroughs erschienen und enthält, neben Gedichten aus den letzten beiden Dekaden, Erinnerungen an seine Beziehungen und Affären mit Keith Haring und Andy Warhol. Andere Texte von ihm haben schöne Titel wie Cancer In My Left Ball oder noch besser When you die, you're going to die with a hard-on.
Jens Kiefer
Morgen, 22 Uhr, Lounge, Gerhardstraße 16.
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