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BUND fürs Werderland

■ Umweltschützer und Senat schließen Betreuungsvertrag für Naturschutzgebiet ab / Kosten: nur 70.000 Mark jährlich

Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben gestern einen Betreuungsvertrag für die Naturschutzgebiete (NSG) Werderland und Dunger See unterzeichnet. Die Umweltschützer verpflichten sich damit, Pflege- und Entwicklungspläne für die Areale neben den Bremer Stahlwerken zu erarbeiten und das Gebietsmanagement zu übernehmen. Zusätzlich soll der BUND ein Konzept zum Thema „Erlebnisraum Natur“erarbeiten und bei Privatinvestoren für finanzielle Unterstützung werben. Ein erster Erfolg wurde bereits bei der „Karl Kaus“Stiftung für Tier und Natur erzielt.

Im Gegenzug erhalten die Umweltschützer jährlich 70.000 Mark für Personal- und Sachkosten. Der Vertrag läuft unbefristet mit jährlicher Kündigungsfrist. Laut BUND wird das Projekt voraussichtlich zehn Jahre dauern.

Das Werderland ist mit 241 Hektar das drittgrößte Naturschutzgebiet Bremens. Es wurde erst im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Insgesamt sind dort 101 Vogelarten und 90 andere Tierarten heimisch. Darunter fallen unter anderem der Fischotter und der Haubentaucher. Hinzu kommen zahlreiche gefährdete Pflanzengesellschaften wie etwa die Krebsschere, die einzigartig in Deutschland ist.

Die Zusammenarbeit zwischen Umweltbehörde und Naturschutzverbänden ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Kooperationsabkommen zwischen dem Worldwide Fund for Nature (WWF) Bremen und Wischers Ressort für das Naturschutzgebiet Borgfelder Wümmewiesen abgeschlossen. „Eine solche Kooperation ist eine sinnvolle Philosophie, da sich Behörden und Verbände hervorragend ergänzen“, sagte die Umweltsenatorin. Mit eine Rolle spielen dürfte aber auch die schwache Personalausstattung im Umweltressort für die Naturschutzgebiete und die schlechte Finanzsituation. Trotzdem wollte Wischer nichts davon wissen, daß sie die Umweltverbände nur aus Kosten- oder taktischen Gründen ins Boot holt: „Wir sind an der Fachkompetenz der Verbände interessiert.“Auch der BUND sieht keine Gefahr für seine kritische Umweltpolitik, so BUND-Geschäftsführer Joachim Seitz.

Projektleiter Martin Rode ist offensichtlich sogar froh, daß er jetzt frei schalten und walten kann. Zumal das Werderland bereits seit fast 20 Jahren ein Arbeitsschwerpunkt des BUND ist. So richtete sich die erste Aktion der Umweltschützer gegen eine geplante Landstraße durch das Gebiet. Auch ein Gewerbegebiet konnte der BUND verhindern. Geschäftsführer Seitz: „Das war auch gut so. Die Ölgesellschaft Mobil wollte sich dort ansiedeln. Die sind dann nach Bremerhaven gegangen und haben dort inzwischen eine Industriebrache hinterlassen.“Später kämpfte der BUND sogar gegen einen Friedhof an.

Als erster Entwicklungsschritt werden zur Zeit neue Teiche in dem Feuchtgebiet angelegt. Zusätzlich werden Gräben durch das Gebiet gezogen. Rode: „Wir halten uns dabei an den uralten Verlauf dieser Gräben. Die wurden zum Teil bereits vor 800 Jahren bei der Besiedelung dieses Landes angelegt.“Alte, noch vorhandene Läufe müssen zudem gepflegt werden, damit sie nicht verschlammen.

Wichtig ist auch, die Kooperation mit den Landwirten zu pflegen, damit die Feuchtwiesen naturverträglich genutzt werden. Neben diesen Aspekten will der BUND Wege in der Naturschutzzone anlegen. Diese sollen durch Hinweistafeln ergänzt werden. Zusätzlich sind Führungen geplant. Zu diesem Zweck sollen auch noch Beobachtungstürme und Stege in den Wassergebieten errichtet werden. Jeti

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