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Jugendwohngemeinschaft wird 20

Nach der Trennung ihrer Eltern zog Beate zusammen mit ihrer Mutter zum Stiefvater, die Sechzehnjährige begann an Bulemie zu leiden und hatte bereits mehrere Suizidversuche hinter sich, als sie in die Jugendwohngemeinschaft Prangenstraße zog. So oder ähnlich klingen in groben Zügen viele Lebensläufe der 16 bis 18jährigen, die hier ein vorübergehendes Zuhause suchten. Die Wohngemeinschaft feiert nun ihren 20. Geburtstag und Sozialpädagoge Achim Thiesen resümiert: Jugendliche sind ein Spiegel der Gesellschaft, und so wie letztere sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten veränderte, so haben sich auch die Probleme der Jugendlichen verschoben.“Früher wären die dominanten Probleme Alkohol und Gewalt, nun seien es überwiegend Kleinkriminalität, Drogenmißbrauch, sexuelle Mißhandlungen und Eßstörungen. Zudem kämen die Hilfesuchenden auch nicht mehr nur aus unterprivilgierten Familien. Ein Strickmuster für Problemlösungen gäbe es nicht, doch daß auch viele der ehemaligen Bewohner der Jugendwohngemeinschaft das Jubiläum mitfeierten, kann wohl als positives Feedback gewertet werden. „Hier habe ich überhaupt erst gelernt, einen Haushalt eigenständig zu regeln,“erzählt Jasmina, die vor fünf Jahren ein Jahr in der Gemeinschaft lebte und so eine Überbrückung zur Selbständigkeit fand. Da nur Jugendliche mit einer schulischen oder beruflichen Orientierung aufgenommen werden, begann Jasmina damals eine Ausbildung zur Schneiderin. Jeweils haben sechs Jugendliche in dem Alt-Bremer Haus im Steintorviertel je ein Zimmer, und vier SozialarbeiterInnen helfen auch nach dem Auszug, bei Behördengängen, dem Kontakt zur Schule oder zum Ausbildungsplatz und allgemein bei einer optimistischen Lebensplanung“. AN

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