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Ein fehlerfreier Hamburger Butt

■ Nordderby: Rezept für ein ungewöhnliches „NullzuNull“

Das Wichtigste für ein unvergeßliches „NullzuNull“ist: Ein fehlerfreier Hamburger Butt! Den bekommt man in jeder gutgeführten Zweitliga- oder Amateurabteilung, am besten aus dem Hause Pagelsdorf. Ebenfalls unverzichtbar: ein Bremer Reck.

Und dann geht es gleich los mit dem Würzen: Wir fangen an mit einer ordentlichen Portion dänischen Gravesen. Dazu gutdurchwachsenen bosnischen Salihamidzic, –ne Prise Yeboah, aber nicht zuviel, sonst klappt das mit der Null auf der einen Seite nicht. Gleiches gilt für die Scheibe polnische Dembinski. Dembinski nie zu dick aufschneiden. Das „NullzuNull“auf der Hamburger Seite in flottem Kombinationsfußball leicht anbraten, dann auf die Bremer Seite wenden und aufpassen, daß der argentinische Cardoso nicht die Seite wechselt. Am besten nach gut 75 Minuten aus der Pfanne nehmen und durch einen soliden Happen Hollerbach ersetzen.

Die Bremer „NullzuNull“-Seite brät etwas holpriger in der Spielanlage, aber schneller als man zu Dörner-Zeiten gewohnt war. Deshalb ganz wichtig, dem „NullzuNull“eine kräftige Trares-Basis angedeihen zu lassen und für die gesamte Spielzeit gut mit Schweizer Wicky zu würzen. Auf östereichisches Pfeifenberger-Kraut kann zur Not verzichtet werden. Unbedingt drauf achten: Der Todt muß sofort aus dem Topf genommen werden, wenn er gelb-rot wird. Ab diesem Moment, etwa um die 65. Minute herum wird das“NullzuNull“ein Gericht, für das man viel, viel Fingerspitzengefühl braucht. Nur ein Hauch Frings oder ein Löffelchen Bode zuviel, und die ganze Sache ist völlig verdorben. Das gilt übrigens auch für das beliebte Labbadia, das man in der modernen Küche jedoch nur noch zu Beginn und dann recht sparsam verwendet.

Soll ein „NullzuNull“richtig würzig und anregend gelingen, muß man unbedingt alle zwei Minuten kräftig im Spielgeschehen herumrühren. Am besten vor den Toren, denn da sammeln sich die „Auf-den-Geschmack-komm-Stoffe“. Auf alle zehn Minuten etwa verteilt man zudem eine safrangelbe Karte, und zwar abwechselnd auf der Hamburger und der Bremer Seite. Vorsicht jedoch in der Endphase, wenn zur Sicherung des „NullzuNull“ägyptisches Ramzy für Frey in den Topf kommt und andererseits das dänische Gravesen ausgelaugt durch türkisches Gümüs ersetzt werden muß. Beide Schlußgewürze können der Null den Geschmack nehmen. Hat man alles ordentlich bedacht und beobachtet, dann heißt es nur noch aufpassen, daß etwa alle drei Minuten bevor man das „NullzuNull“heiß auf den Tisch bringt, nicht der Trares überläuft. Um das zu verhindern, braucht es wie anfangs erwähnt einen absolut fehlerfreien Butt.

Hat man alles, wie bis hierhin auf's Genaueste befolgt, dann ist ein ebenso köstliches wie den Fußballgeschmack anregendes und unvergeßliches „NullzuNull“garantiert. Guten Appetit und nicht vergessen, wie auch imer Sie ein „NullzuNull“herrichten, nie mit Toren würzen, denn die versalzen sofort die Suppe, auch wenn norwegische Fuballgötter das gerne so mögen. Übrigens: An diesem Wochenende ging es nach den Worten des Werder-Koches Wolfgang Sidka um die Vorherrschaft im Norden. Die hat nun Hansa Rostock.

Otmar Willi Weber

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