: Zu viele Körbe für die CDU
■ SFB-Spitze: Wer soll nur gegen den SPD-Kandidaten antreten?
Das mit diesem Werner Hahn aus Hamburg muß Klaus-Rüdiger Landowsky irgendwie durcheinandergebracht haben. Als der CDU- Fraktionschef den neuen Kandidaten für das Intendantenamt beim SFB so richtig schön verlästern wollte, machte er einen Patzer. „Es wäre ein Stück Armutszeugnis für die Hauptstadt, sich einen Juristen vom NDR zu holen“, gab er in der Welt die Eröffnungsparole zur Schlammschlacht aus. Wenn man einen Verwaltungsmann wolle, gebe es in Berlin Bessere. Nur ein Journalist könne dem SFB helfen.
Ein wenig peinlich ist das schon, denn Werner Hahn ist zwar NDR- Justitiar, aber als preisgekrönter WDR-Berichterstatter von der Bonner Parteispendenaffäre eben auch ein profilierter kritischer Journalist. Für das CDU-Lager im SFB-Rundfunkrat ein schwerer Brocken. Denn gegen den 44jährigen Aufsteiger, der schon mal drei Jahre Leiter der WDR-Intendanz unter Friedrich Nowottny war, hat die CDU bisher nur einen Vize- Funkhauschef aus Kiel zu bieten: Eckhart Bethke, früher einmal Leiter der SFB-Abendschau, entgeisterte in einem Vorstellungsgespräch selbst CDU-Rundfunkräte. Zwar wird gemutmaßt, die CDU könnte noch einen anderen aus dem Hut zaubern, aber Landowskys Suche scheint verzweifelt. Klaus-Peter Siegloch, ZDF-Studioleiter in Washington, gab ihm einen Korb. Auch Helmut Reitze, konservativer ZDF-Vizechefredakteur, beteuert: „Kein Interesse“.
Werner Hahn hingegen will nach Berlin. Der hochgewachsene Mann mit der Ausstrahlung eines knuffigen Papis wirkt ein wenig aufgeregt, wenn er über sich erzählt. Zum Beispiel über die Vorteile der Parteilosigkeit im Journalistendasein: „Ich hätte mich sonst in meiner Berichterstattung eingeengt gefühlt.“
Hahn gibt sich bei seiner Bewerbung selbstbewußt. Zwar wäre der SFB eine Herausforderung, „aber mein Job beim NDR gefällt mir auch sehr gut“. In Hamburg ist Hahn so etwas wie der Außenminister von Intendant Jobst Plog. Das ARD-Digitalfernseh-Projekt hat er mit angestoßen und ist nun maßgeblich an den Verhandlungen mit Bertelkirch/Telekom beteiligt. „Er ist verläßlich, hält Absprachen bei Freund und Feind ein“, heißt es.
Schon mehrmals war er in Berlin bei den Rundfunkräten vortanzen, allerdings auf deren Einladung: „Ich betreibe keinen Wahlkampf.“ Der SFB habe es durch die finanzielle Situation besonders schwer, aber: „Bangemachen gilt nicht.“
Bei den Treffen, zuletzt am Samstag, interessierte besonders die Haltung in der ORB/SFB-Fusions- oder Kooperationsfrage. Hahn hielt es zwar für „komisch, wenn man in Hamburg sitzt und sagt, der SFB muß dieses oder jenes machen“. Allerdings: „Wenn nach einer genauen Prüfung rauskommt, daß beide Sender etwas davon hätten, warum sollte man da nicht fusionieren?“ Georg Löwisch
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