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Nachgefragt„Ladies First“

■ Entwicklungshilfe für Frauen-Sport

Am Wochenende fand in den Bremer Messehallen das „Ladies First“-Turnier im Frauen-Handball statt. Es war bereits die dritte Ladies First-Veranstaltung nach Volleyball und Basketball der Hanseatischen Sportmarketing Gesellschaft (HSM). Die taz sprach mit HSM-Gesellschafter Jens Eckhoff über die Zukunft dieser Turnier-Reihe im Frauen-Sport.

taz: Kann man mit Frauen-Sportturnieren in Bremen eigentlich Geld machen?

Jens Eckhoff, Veranstalter der Ladies First-Turniere: Es lohnt sich auf jeden Fall, weil diese Turniere die Eintrittskarte für Europa- oder Weltmeisterschaften sind. Zu der Veranstaltung an sich: Die hat sich nur bedingt gerechnet, weil weniger Zuschauer gekommen sind.

War das Turnier nicht eine Fehlplanung – zeitgleich zum Freimarkt?

Auf diese Termine hat man keinen Einfluß. Das wird auf internationaler Ebene eineinhalb Jahre im Voraus geplant.

Was heißt, das Turnier hat sich nur bedingt gerechnet?

Ich schätze mal, daß sich der Verlust bei Gesamtausgaben von 400.000 Mark auf 40.000 Mark summiert.

Warum organisieren Sie Verlust-Veranstaltungen?

Ohne diese Veranstaltungen kommt man nicht an die großen Events wie Europa- oder Weltmeisterschaften heran. Wenn man aber im Vorfeld gut organisierte Veranstaltungen vorweisen kann, hat man gute Möglichkeiten, an die Groß-Veranstaltungen heranzukommen, bei denen eine Mark zu verdienen ist. Aufgrund der guten Vorarbeit bisher gibt es 1998 in Bremen die Basketball-Vorrunde in der Frauen-Weltmeisterschaft mit den Amerikanerinnen aus der WNBA. Es gibt im Jahr 2000 die Tischtennis-Europameisterschaft. Da kommen über zehn Tage mehr als 1.500 Spieler und Offizielle nach Bremen. Das ist vier Wochen vor der Expo sicherlich auch eine hervorragende Bremen-Werbung.

Es hat jetzt zu dem Turnier Absagen vom Fernsehen gehagelt. Woran liegt das?

Das lag am NDR, der für die Koordination des dritten Programms in dieser Region zuständig ist. Wenn die lieber einen Western senden, als Frauensport aus Bremen, dann muß mal etwas in der Kooperation zwischen dem NDR und Radio Bremen geklärt werden.

Warum dieses Desinteresse?

Man kann nicht erwarten, wenn einmal Frauen-Handball oder -Basketball gezeigt wird, daß das für Einschaltquoten sorgt wie beim Boxen, Fußball oder der Formel 1. Das muß kontinuierlich aufgebaut werden.

Die Ladies First Turniere sind also Entwicklungshilfe?

Das hat einen wahren Kern. Trotzdem haben diese Turniere ihre Berechtigung. Im Handball sind die Frauen-Spiele häufig interessanter als bei den Männern. Dort wird fast nur noch über die Kraft gespielt. Bei den Frauen spielt die Technik eine weitaus größere Rolle. Und das ist wesentlich attraktiver. Damit hat die Sache auf Dauer eine echte Perspektive.

Fragen: Jens Tittmann

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