Kommentar (vgl. Seite 24): Chancenungleichheit
■ Schulbücher sind hoffnungslos veraltet
Manchmal lohnt der Blick in die fortschrittliche Bremer Verfassung doch noch. Unter Artikel 31 steht da geschrieben: „Lehr- und Lernmittel werden unentgeltlich bereitgestellt.“Und das seit 1947. Doch fast so alt wie die Verfassung scheinen viele der Schulbücher zu sein, die heute von den Schulen verteilt werden. Wenn überhaupt noch welche ausgegeben werden. Obwohl doch die Bildung eine der größten Ressourcen des Standorts Deutschland sein soll – in so manchem Geschichtsbuch kommt weder Wiedervereinigung noch Jugoslawien-Konflikt vor. Das ist nicht nur schade, das ist wieder einmal ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik.
Die Gründe, die einst die Idee der Lehrmittelfreiheit gebähren ließen, sind auch heute noch aktuell. Noch immer gibt es arme Eltern, die Schwierigkeiten haben, ihren Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen. Gleiche Startchancen haben die Kinder auch mit der Lehrmittelfreiheit nicht, machen wir uns nichts vor. Der Trend zur Klassentrennung durch Bildung wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Privatschulen schießen wie Pilze aus dem Boden. Etwas gerechter kann es zugehen, wenn wenigstens die Bücher überall auf der Höhe der Zeit sind und frei ausgegeben werden. Doch dafür fehlt nicht nur das Geld, sondern auch ein klares Bekenntnis zu einer offensiven Bildungspolitik. Und die Prioritäten setzt Bringfriede Kahrs, Bildungssenatorin. Christoph Dowe
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