: „Steht mitten im Sturm“
■ Neue WDR-Hörfunkchefin soll Monika Piel werden, die Chefin von WDR 2
Schwupp, der Hörfunkchef geht weg, wieso wird der wohl weggesteckt? Das fragten sich viele, als WDR-Intendant Fritz Pleitgen Anfang Oktober überraschend verkündete, Hörfunkchef Thomas Roth solle als Studioleiter nach Moskau gehen. Ganz geklärt ist immer noch nicht, ob der Mann wirklich lieber reportierend als managend arbeiten möchte (sagt er) oder ob ihn der vorsichtige Pleitgen wegmotivierte, da Roth vor Rundfunkräten wie der Sonnenkönig auftrat (sagen andere).
Nun gibt es eine Nachfolgerin: WDR-2-Wellenchefin Monika Piel soll zum 1. April die neue Hörfunkdirektorin sein. Intendant Fritz Pleitgen wird sie auf der nächsten Rundfunkratssitzung vorschlagen, am 18. November soll das Gremium die parteilose Betriebswirtin wählen.
Es war klar, daß nur eine Frau den einflußreichen Posten bekommen konnte. Im Rundfunkrat gab es die „heftige Erwartung“ an den Intendanten, daß „der nächste Hörfunkdirektor weiblich“ ist, so SPD-Rundfunkrätin Karin Junker vor der Bekanntgabe.
In den „programmprägenden Bereichen“ müßten jetzt auch mal Frauen bestimmen können. Tatsächlich: Beim WDR gibt es nur eine Justitiarin – auf den fünf restlichen Direktorenstühlchen sitzen bisher Männer, obwohl Stellenausschreibungen laut Frauenförderplan von 1989 „geschlechtsneutral“ zu besetzen sind. In anderen ARD-Sendern sind die Chefetagen ebenfalls Männerriegen. Ein paar Verwaltungs- und Landesfunkhausposten, das ist alles. Nur beim ORB und beim MDR leiten Frauen den Hörfunk (dafür ist beim MDR die Gleichstellungsbeauftragte ein Mann). Das „Männerregiment“ in der WDR-Direktion hielt auch die CDU-Rundfunkrätin Ruth Hieronymi für „unangemessen“. Als dann noch Rundfunkratschef Reinhard Grätz sagte, eine Hörfunkdirektorin, „das sähen wir alle ganz gern“, war alles klar – zumal auch Pleitgen, wie es in Köln heißt, auf dem „Frauenfördertrip“ sei.
Die 48jährige Monika Piel war Bonner Korrespondentin, Chefin der WDR-Servicewelle. Seit 1997 ist sie auch Hörfunk-Chefredakteurin und Vize-Direktorin. „Die hat nun drei Hütchen auf und steht so mitten im Sturm, daß keiner an ihr vorbeikommt“, hieß es. löw
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