: Der Fußball-Krieg
Stuttgart/Bonn/Köln (Reuters/AP) – Vor Beginn der gestrigen Ministerpräsidentenkonferenz in Stuttgart haben sich mehrere Länder-Regierungschefs dafür eingesetzt, möglichst viele sportliche Großereignisse in frei zugänglichen Fernsehprogrammen zu zeigen. Uneinig ist man sich aber, ob dies durch freiwillige Vereinbarung oder per Staatsvertrag oder Gesetz geschehen soll.
Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sagte im Deutschlandfunk, nach europäischem Recht dürfe jedes Land eine Liste von Großereignissen festlegen, die frei zugänglich gesendet werden dürfen. Die Steuerzahler würden es sich nicht gefallen lassen, wenn die Fußballvereine die Spiele an Pay-TV-Programme vergäben. Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) sprach sich im NDR für einen Staatsvertrag aus. Er hofft auf eine verbindliche Liste und plädierte dafür, zumindest alle Weltmeisterschaftsspiele mit deutscher Beteiligung im Free-TV zu zeigen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, er hoffe auf eine freiwillige Vereinbarung zwischen den Ländern und den Inhabern der Fernsehrechte an den Spielen. Das erhofft auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, der sonst einen endlosen Rechtsstreit fürchtet.
Auch einige SPD-Politiker hatten die sozialdemokratischen Ministerpräsidenten aufgefordert, eine komplette Übertragung der Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006 im Free-TV sicherzustellen. SPD-Vize Wolfgang Thierse und der Leiter der Medienkommission der Partei, Reinhard Klimmt, verlangten in einem Schreiben einen Staatsvertrag, der die Übertragung herausragender Sport- und Kulturereignisse außerhalb des Pay-TV sicherstellt. Es dürfe keine mediale Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehen. Wenn große Teile der Weltmeisterschaften nur im Pay-TV zu sehen wären, würde der Massensport Fußball der Masse vorenthalten.
Auch der Präsident des Deutschen Fußballbundes, Egidius Braun, hat den Zuschauern versprochen, sich für die Weltmeisterschaftsspiele der deutschen Nationalmannschaft im Free-TV einzusetzen. In Phoenix sagte Braun am Mittwoch, es wäre unmoralisch, die Fußballanhänger, „die uns das ganze Jahr begleiten“, von den Höhepunkten auszuschließen.
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