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Schwarzer Donnerstag an Asiens Börsen

Nach drei Tagen drastischer Verluste hat Hongkongs Börse gestern den schwersten Kurssturz aller Zeiten erlebt. Auslöser war die Ankündigung der Notenbank, die Zinsen um ein halbes Prozent zu erhöhen  ■ Aus Tokio André Kunz

Für Hongkongs Börsianer wird der 23. Oktober 1997 als schwarzer Donnerstag in die Annalen eingehen. Der maßgebliche Hang- Seng-Börsenindex gab in der schlimmsten Phase bis zu 14 Prozent nach und rutschte unter die psychologisch wichtige Grenze von 10.000 Punkten. Zum Handelsschluß notierte der Index auf 10.303 Punkten – immer noch 11,4 Prozent tiefer als am Vortag. Damit haben die Hongkonger Aktien seit Montag 25 Prozent ihrer Werte verloren.

„Das sind Panikverkäufe“, sagte Patrick Chia, Chefanalyst von China Everbright Research. Anleger haben Riesenpakete verkauft, nachdem eine weitere Zinserhöhung von derzeit 8,75 Prozent auf 9,25 Prozent angekündigt worden ist. Mit dem Anstieg des Zinsniveaus will die Notenbank weitere Kreditaufnahmen zu Spekulationsangriffen auf den Hongkong-Dollar erschweren. Andererseits haben auch Befürchtungen über eine mögliche Freigabe des Hongkong-Dollars zu dem gestrigen Börsenfiasko beigetragen. Hongkongs Währung ist inzwischen die einzige in Südostasien, die noch an den US-Dollar gebunden ist.

Hongkongs Finanzsekretär Donald Tsang beruhigte die Anleger mit den Worten, daß es „dazu keinesfalls kommen werde“. Dabei verwies er auf die stolzen Währungsreserven der ehemaligen britischen Kolonie von rund 70 Milliarden US-Dollar. „Die wirtschaftliche Lage ist mit einem schuldenfreien Haushalt absolut solide“, bekräftigte er den Beruhigungsversuch. Die chinesische Regierung in Peking hat sich diesem Urteil angeschlossen und plant keine Interventionen auf dem Finanzmarkt Hongkongs, wie Shen Guofang, der Sprecher des Außenministeriums, sagte.

Asiatische Börsenexperten stimmen der positiven Beurteilung nicht vorbehaltlos zu. Hongkong erwies sich bisher nur deshalb als ruhige Insel in den aufgewühlten Währungs- und Börsenmärkten Südostasiens, weil die Regierung mit steigenden Zinssätzen die Währung gestützt hat. Damit hat die Finanzbehörde aber eine Kettenreaktion eingeleitet, sagt ein europäischer Analyst in Tokio. Besonders ausländische Anleger und institutionelle Investoren hätten das Vertrauen in die Hongkonger Börse verloren. Die Zinspolitik habe sich auch negativ auf den Immobilienmarkt und damit Hongkongs am meisten florierenden Wachstumsmarkt ausgewirkt, heißt es. „Durch die hohen Zinssätze sind Investitionen im Wohnungsmarkt unglaublich teuer geworden“, sagte der Experte.

Fachleute räumen ein, daß Währungsspekulanten die Hongkonger Regierung zwingen wollen, die Anbindung der Währung an den US-Dollar nach 14 Jahren aufzugeben. Mit der chinesischen Regierung im Rücken hat sich die Hongkonger Finanzbehörde bisher strikt gegen eine solche Freigabe gewehrt.

Das könnte sich aber als kontraproduktiv erweisen, denn mit den drastischen Zinserhöhungen und Stützkäufen hat die Regierung nun den Börsencrash ausgelöst. „Ewig kann das die Hongkonger Verwaltung nicht durchhalten“, sagt ein Finanzanalyst einer deutschen Bank in Tokio.

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