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Schokolade bleibt nicht einfach Schokolade

■ Das Europaparlament wird bei Schokolade weich und erlaubt den Zusatz fremder Fette

Straßburg (taz) – Britische und die so berühmte Schweizer Schokolade enthält es schon lange, jetzt soll es auch in unserem Naschwerk erlaubt sein: fremdes Pflanzenfett. Das Europaparlament entschied gestern, daß bei der Schokoherstellung künftig fünf Prozent Palmfett, Margarine oder andere Pflanzenfette anstatt Kakaobutter verwendet werden dürfen, wenn das deutlich auf der Packung steht. Doch die Abgeordenten bauten so viele Klauseln ein, daß die Richtlinie in diesem Jahrtausend nicht mehr in Kraft treten wird. Ein Sprecher der EU-Kommission mutmaßte gestern sogar, daß sie irgendwann begraben wird.

Denn die Abgeordneten verlangen, daß erst ein Verfahren entwickelt werden muß, mit dem feststellbar ist, ob die fünf Prozent nicht überschritten werden. Außerdem dürfen die Ersatzfette nur aus tropischen Ländern kommen, um deren Verluste beim Kakaobutterexport auszugleichen. Damit haben die Abgeordneten erstmals eine entwicklungspolitische Maßnahme in eine Produktvorschrift eingearbeitet. Ein ausdauernder Konflikt mit dem Ministerrat, in dem die 15 Regierungen vertreten sind und der die Richtlinie absegnen muß, ist damit fest programmiert. Und solange gilt die alte Richtlinie von 1973, nach der in der Schokolade nur Kakaobestandteile erlaubt sind. Die Härte der Auseinandersetzung rührt daher, daß bei zarter Schokolade verschiedene Geschmackstraditionen aufeinanderprallen. Die 73er- Richtlinie wurde von den sechs EU-Gründerstaaten beschlossen. Sieben der später beigetretenen Länder pochen auf ihr eigenes Rezept mit etwas Pflanzenfett, weil so die Schokolade weniger bitter schmeckt. Nach den EU-Regeln für Lebensmittel müßten eigentlich beide Rezepte erlaubt sein, da sie gesundheitlich unbedenklich sind. Doch die Schokolade, das wurde gestern deutlich, ist ein „spirituelles Lebensmittel“, wie ein eigens angereister französischer Meisterkoch den Parlamentariern erklärte. Alois Berger

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