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Dame mit Kind

■ Die letzte neue Wilde: Bremerhavener Kunsthalle zeigt Arbeiten von Elvira Bach

Gibt es für die Künstlerin ein Leben mit Kind? Ja, natürlich, antwortet Elvira Bach. Und zum Beweis bringt sie in die Bremerhavener Kunsthalle ihren sechsjährigen Sohn mit und ihren Mann Alioune Lo, der mit einem Grußwort die Ausstellung „Malerei 1987-1997“eröffnen darf. In den 80er Jahren wurden Bachs erotisch-laszive Frauen mit den kantigen, breiten Schultern, den geschwungenen Hüften, der Schlange zwischen den Beinen, den hochhackigen Schuhen und den maskenhaften Gesichtern zum weiblichen Markenzeichen der Jungen Wilden.

Die neuexpressionistische Mode ist vorbei, die Wilden haben sich längst verabschiedet, aber eine ist übriggeblieben. „Fast als einzige“, stellt Rainer B. Schossig fest: Elvira Bach stehe weiterhin zu ihrem Spiel mit provokativen erotischen Regelverletzungen, „es sind die Tiere in uns, die sie zeigt“, sagt Schossig, aber „die weiblichen Mythen werden jetzt weniger schrill, weniger großstädtisch gemalt“.

Da verwandeln sich Frauen in Bäume, die weitverzweigt aus den Köpfen wachsen. Da hält die Baumfrau ein Kind eng an den Körper gedrückt, und das Kind spreizt die Arme wie ein gekreuzigter Heiland. Da wird im Breitwandformat „Die fünfte Jahreszeit“die Mutterschaft gefeiert. Fünf Frauen verschiedener Hautfarben stehen nebeneinander. Nackt oder hauteng bekleidet, mit großen Ohrgehängen geschmückt, die Frisuren hochgestylt, strahlen sie noch immer die gewaltige Bachsche Sinnlichkeit aus, an der selbstverständlich auch die schwarze Frau im Mittelpunkt der Gruppe teilhat: Sie trägt ein rotes Kind im Arm, das sich an ihren Hals hängt.

Elvira Bach schätzt die großen Formate und die warmen, kontrastreichen, emotional aufgeladenen Farben, die ihre Frauen in ein Licht tauchen, in dem sie wie lebensfrohe irdische Göttinnen sich selber feiern. Die 45jährige Berlinerin malt obsessiv und beharrlich an einem einzigen Thema, das sich mit ihrem eigenen Leben verbindet und verwandelt, an der Geschichte der Frau. „Eine große, noch nicht zu Ende gekommene Malerei“, sagt Schossig. Nach Kassel wage noch jemand, gegen die Medien-Dokumenta anzumalen, flüstert eine alte Dame und der Seufzer der Erleichterung ist hörbar. Hans Happel

bis 16.November in der Kunsthalle Bremerhaven

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