■ Soundcheck: Stereophonics / Supergrass
Gehört: Stereophonics/Supergrass. Keine Ahnung, wovon die singen. Keine Ahnung, ob die es überhaupt selbst wissen. Zwischen Stereophonics und Supergrass liegen Welten, aber in einem ähneln sie sich: Sie singen ihre Lieder mit einer solchen Inbrunst, daß Inhalte dahinter eine verschwindend geringe Rolle spielen. Ihr Doppelkonzert am Freitag in der vollgestopften Markthalle bewies das einmal mehr.
Zuerst Stereophonics: Angespannte Halsschlagadern, die Kiefer bis zum Anschlag aufgerissen, und dann Aphorismen und Kindheitserinnerungen ins Publikum gebrüllt. Melancholie und Melodie sind bei den Walisern Antrieb für einen Hauruck-Rock, der jeden Zweifel wegkickt. Eine sichere Nummer, schon weil Stereophonics auf Nummer sicher gehen – zwei ihrer drei Hits stellen sie an den Anfang, mit dem anderen beschließen sie das Konzert.
Auch Supergrass sind Selbstzweifel fremd, und als wollten sie das mit Nachdruck unter Beweis stellen, lassen sie Jimi Hendrix vom Band laufen, während sie die Bühne betreten. Doch ihre Musik ist auch live kein Show-off, bei dem mit Kennermiene Könnertum unter Beweis gestellt wird. Die Dramaturgie entspricht dem Punkrock: In einer Stunde jagen Supergrass durch ihr Repertoire, und nur selten lassen sie sich Zeit für ein „Feel allright?“. Yes, indeed, das ist Punkrock, schon weil der Sound mal wieder fürchterlich fieselig ist. Aber keineswegs Punkrock sind all die harmonischen Hüpfer und die delikaten rhythmischen Schlenker – natürlich sind Supergrass echte Connaisseure. Lassen wir uns also nicht davon täuschen, daß sie einen Radau veranstalten wie junge Männer, die wegen akutem Hormonstau ihre Köpfe gegen die Wand schlagen.
Christian Buß/Foto: jms
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