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Einfallsfreie Gedankenlosigkeit

■ Rossinis „Liebesprobe“am Allee Theater vergeigt

Es könnte alles so schön sein: Das Allee Theater an der Max-Brauer-Allee beschloß im vergangenen Jahr, die bislang nur für Kindertheater genutzte kleine Bühne auch abends und dann fürs Musiktheater zu nutzen. Aus der Not eingeschränkter Spielmöglichkeiten machte man eine Tugend: Es kommen Einakter, Kammeropern und kleine Operetten (Trouvaillen, Raritäten) zum Einsatz, die in großen Häusern nie eine Chance hätten.

Unmittelbar neben dem Zuschauerraum liegt mit dem Foyer ein innenarchitektonisch reizvolles, gastronomisch leistungsfähiges Bistro, das nach den Vorstellungen zum „Theaterbesuch plus Opernmenue“gedeckt hat. Wunderbar. Und alles tatsächlich auch schon Wirklichkeit.

Wenn da nicht Aufführungen wären wie dieser Tage das zweite Opernprojekt des Hauses, Rossinis Liebesprobe. Gut, ein Frühwerk. Und ein Massenprodukt obendrein, denn der zwanzigjährige Rossini schrieb im Jahr 1812 noch vier weitere Opern. Aber doch schon eine typisch rossinische Buffa mit entzückendem Ensemble und witzig-spritzigen Figuren, die es wahrlich nicht verdient gehabt hätten, in einem derart einfallsfreien Dauerbühnenbild, in so gedankenlosen Billigkostümen (beides Andrea Kleber) und – am bedauerlichsten – ohne erkennbare Regiekonzeption dargeboten zu werden (Johannes Zametzer).

Die jungen Sänger standen schauspielerisch und gesanglich durchweg neben sich und in der Gegend herum (Ausnahmen: Kim Su Yun als Clarice, Hubert Wild als Pacuvio und Christoph Wendel als Macrobio). Die Handlung war zwar nicht wichtig, müßte aber dennoch nicht dermaßen rätselhaft bleiben, wogegen auch eine – ohnehin zu Rossinis Gesang querstehende – Übersetzung der Texte ins Deutsche nicht half (Barbara Hass). Einzig das intelligent instrumentierte Miniorchester im Miniorchestergraben hatte phasenweise den Witz und die Kohärenz, die man dem ganzen, schätzenswerten Unternehmen gewünscht hätte. Stefan Siegert

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